Kirmes & Krisen

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Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow on it. Vincent van Gogh

Photos: Fee-Gloria Groenemeyer

„Früher war alles leichter.“   Das ist natürlich eine Lüge. Ich glaube nur, dass früher alles leichter war, aber eigentlich, wenn ich so zurückdenke, war früher alles schwerer. Es war anstrengend älter zu werden und nicht zu wissen, was vor einem liegt. Es war anstrengend älter zu werden, weil alles noch so neu war und nichts selbstverständlich. Es lag noch so viel Zukunft vor mir, dass es schon Herausforderung genug war im Augenblick zu leben. Und auch der war nicht immer einfach, denn es gab zahlreiche Krisen, die man überwinden musste und auch die ein oder andere Mutprobe gehörte natürlich mit dazu.

Könnt ihr euch noch an diese Zeit erinnern, als die größte Krise eine 5 in Mathe war? Oder als die beste Freundin eine neue beste Freundin hatte? Wie viele Tränen habe ich vergossen, weil mein Schwarm aus der Stufe über mir mit einer Anderen zusammen war. Ich meine, ich habe sogar schon mal wegen einem Pickel geheult!   Heute muss ich bei dem Gedanken lächeln. Irgendwie wächst man aus diesen Problemen raus und im Rückblick kommen sie einem klein und lächerlich vor. Doch ich frage mich: Sind die heutigen Probleme wirklich so viel schlimmer? Vermutlich. Dennoch fühlen sich ironischerweise die Sorge von großen Menschen, nicht schlimmer an als die von kleinen. Ich denke man lernt einfach mit der Zeit besser damit umzugehen.   Außerdem weiss ich heute glücklicherweise, dass Krisen nicht ewig dauern. Ich habe dazugelernt! Beispielsweise, dass ich nicht gleich in der Armut lande, wenn ich kein erfolgreiches Studium absolviere und auch, dass ich wieder lieben kann, wenn ich zuvor verlassen worden bin. Doch vor allem weiss ich, dass mich jede Krise stärker macht.

I’m proud of the woman I am today, because I went through one hell of a time becoming her.

Shirt: Red Sox Rock: Frame Schuhe: Puma Tasche: Saint Laurent

Jetzt stecke ich erneut in so einer Krise und wünschte mir, ich wäre noch mal klein. Damals brauchte es nicht viel um mutig zu sein, denn notfalls richteten es Mama und Papa, die mutiger waren als ich. Oder wenigstens wäre ich gern ein Teenager, der Unruhe stiftet, Chaos hinterlässt und einfach abdampft. Quasi Krisenbewältigung für Feige.   Doch mit 28 kann ich mir das nicht mehr erlauben. Ich muss meine Krisen wie eine Erwachsene meistern – mit erhobenen Hauptes und aufrechtem Gang. Krisen sind schließlich die Mutproben der Erwachsenen, nur dass die Konsequenzen tiefgreifender sind.

Krisen sind wie Geisterbahnen: dunkel und beängstigend am Anfang, doch ist man erstmal durch ist man froh, dass man diesen Weg beschritten ist.

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Und so muss ich meine Mutproben heute wie damals meistern. Doch während man damals mutig war, wenn man vom 3er wortwörtlich ins kalte Wasser gesprungen ist, ist man es heute, wenn man es nur sinnbildlich tut. Man springt ins kalte Wasser, nimmt ein Risiko auf sich und trifft Entscheidungen, die das Leben verändern werden und nichts mehr zurücklassen, wie es war. Doch mutig zu sein bedeutet auch mal auch seine Komfortzone zu verlassen und dem bequemen Leben für einige Zeit den Rücken zu kehren.

Doch wenn ich ehrlich zu mir selbst bin und mich frage wann ich es das letzte Mal bereut habe, ein Risiko eingegangen zu sein, so fällt mir keine Antwort ein. Habe ich es jemals bereut eine Mutprobe absolviert zu haben? Gehört es nicht schließlich auch zu einem spannenden und aufregenden Leben dazu? Sind Risiken nicht auch der Würze, die dem Leben den Geschmack geben?

Ja ich wünschte mir manchmal das Leben wäre eine Kirmes, bunt und zuckersüß. Doch auch auf einer Kirmes gibt es ein Auf und Ab. Man muss sich nur auf die Achterbahn trauen.

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27 Kommentare

  1. Ich weiß um ehrlich zu sein, gar nicht genau was ich schreiben soll. Ich wollte dir einfach ein Kommentar hinterlassen :)
    Da ich selbst noch ein Teenager bin kann ich dir “nur” bei dem Punkt zustimmen, dass es mich stärker macht Krisen zu bewältigen.
    Die Bilder sind großartig geworden!

    Liebe Grüße
    Antonia
    von https://www.on-twos-own.com

  2. Masha, danke für diesen und viele wunderschön verfasste vorherige Posts betreffs “Älterwerden”, “Probleme lösen” und “Risiken meistern”. Wer kennt das nicht, Tage, Wochen, wenn nicht gar Monate, in denen man sich fühlt als würde man auf der Stelle treten und eine Wendung erwarten. Wer erwischt sich nicht, wie man in seinen vier Wänden alleine über die Veränderungen im Leben nachdenkt und dem Gedanken hinterherschwelgt, dass früher doch alles besser gewesen sei. Deine Worte haben mich im positiven Sinne getroffen und so bin ich froh, dass ich nicht die einzige “Endezwanzigerin” bin, die sich manchmal denkt, mensch, wo sind die guten und sorgenfreien Zeiten hin? Die Zeiten, in denen man jedes Wochenende durchgefeiert hat, kein Job notwendig war, um im Studium über die Runden zu kommen und man jeden Tag Action hatte? Klar, das Leben ändert sich mal zum Guten, mal zum Schlechten und wie sagt man so schön: Wenn es noch nicht gut ist, so ist es noch nicht das Ende. Und so streben wir weiterhin nach dem “Happy Ending” in der Hoffnung aus weiterer Asche noch kräftiger aufzusteigen. Ok, das klang nun zu poetisch. Bringen wir es simpler auf den Punkt: diese Lebensumstände haben wir alle, sie strengen an, dieses Auf und Ab kann aber auch wirklich nervig sein und doch ist diese Achterbahnfahrt der Weg zum Ziel. Ich bin gespannt wohin Dich Dein nächstes- hoffnetlich, Hoch verschlägt.

    Twaja Nastja

  3. So ein tollgeschriebener Text Masha ! Im Nachhinein kommt es einem immer etwas weniger dramatisch vor :) Aber in dem Moment selbst.. tja da denkt man die Welt geht unter. C’est la vie und wie du sagst, danach ist man nurnoch stärker.

    PS die bilder sind der HAMMER

  4. Ich bin ein stiller Leser von (sehr) vielen unterschiedlichen Blogs, aber nun muss ich einmal einen Kommentar hier lassen. Diese Bilder sind einfach H A M M E R !! Ich war selten so begeistert! Wie aus einem Hochglanzmagazin. Respekt! Besonders das Letzte hat es mir angetan.

  5. Krisen sind oft wie ein Bauchplatscher im Freibad: vorher war alles sonnig und lustig und schön, dann – der Sprung, die Landung, und die Zeit verliert sich kurz im Nirgendwo, Kopf und Körper verlieren sich im Schmerz. Danach ist es auch sonnig, lustig und schön, nur… irgendwas tat auch ein kleines oder großes bisschen weh.
    Nach ein paar Wochen ist auch dieser Schmerz nicht mehr zu spüren, der Bauch nicht mehr knallrot, aber die Erinnerung daran, wie intensiv der Schmerz war, ist so eindringlich, dass sie es ist, die uns so wehtut, als wäre es der Moment des Aufpralls selbst.

    Die Probleme des aktuellen Moments sind immer die größten Probleme, die man hat. Alles davor scheint immer kleiner gewesen zu sein. Auch die aktuelle Schwierigkeit wird von der Zeit kleingepresst werden, das wirst du wahrscheinlich dann sehen, wenn du so lange gewartet hast.

    Ich hoffe so sehr, dass die Krise nicht die ist, an die ich denke. Ich schick’ dir was, was ich gerade erfunden habe: Lösungs-Vitamin. Sobald du es nimmst, begreifst du, was zu tun ist, um wieder aus dem Tal zu kommen. Alles, alles Liebe from the distance.

  6. Liebe Masha,

    ich muss das hier einfach mal los werden! Es ist unheimlich inspirierend deinen Blog zu lesen, denn egal zu welchem Thema du sprichst einem aus der Seele und findest die richtigen Worte. Deine Bilder sind der Wahnsinn und generell einfach die gesamte Gestaltung des Blogs haut mich um. Außerdem wollte ich dir und Lisa auch noch sagen, wie sehr ich euren Podcast liebe ich habe jede Folge genossen und freue mich immer auf die kommenden! Es ist so schön eine Einblick in euer Leben, eure Erfahrungen und eure Gefühle zu bekommen! Danke dafür!

    Einen wunderschönen Tag und liebe Grüße!
    Thomas

    1. Hallo Thomas!
      Das freut mich sehr zu hören, insbesondere deswegen, weil mein Blog ja tendenziell eher auf Frauen ausgelegt ist :)
      Danke für das liebe, liebe Feedback! <3

  7. Hallo liebe Masha, wenn auch nicht so ganz Deine Zielgruppe;-)), so komme ich doch immer wieder gerne “Masha” lesen. Bilder – enorm, Outfits- einmalig, aber ganz besonders gut gefällt mir, dass Du Dich nicht vor Inhalten scheust.Und Du hast recht, Krisen beuteln einen oft ganz schön heftig. Aber zur Beruhigung: je älter man wird (yippie, ein Thema von dem ich was verstehe:-))) umso gelassener wird man tatsächlich. Shit happens – und jetzt nix wie raus da. Es klappt und macht stärker!

    Beste Grüße
    Gabrile

  8. Wirklich ein sehr schöner Text und tolle Bilder – ich habe auch das Gefühl, dass die Probleme immer größer werden irgendwie und man will dann doch noch mal zurück in die unbeschwerte Zeit. Aber ich glaube auch man hat damals so emotional auf Kleinigkeiten reagiert, das will ich auch nicht nochmal durchleben :D
    LG
    Brini
    http://www.brinisfashionbook.com

  9. Liebe Masha, vielen Dank für …. Ja, für was eigentlich? Einen tollen Blog mit super Fotos, gut geschriebenen Beiträgen, intelligenten Kommentaren und Deine Individualität, mit der Du Dich wohltuend von anderen in Deiner Branche abhebst.

  10. Ich bin so begeistert von dir und deinem Blog! Unglaublich ansprechender und spannender Schreibstil, ein wundervolles Bloglayout und deine Bilder sind wirklich eine Perfektion! Da können sich andere in deinem Beruf eine Scheibe abschneiden. Weiter so Masha, du inspirierst jeden Tag :)

  11. Was für ein unglaublich schöner Text!

    Ich denke sobald man ein Problem gemeistert hat, scheint es einem gar nicht mehr so gross… Das war doch früher so und ist es heute noch.
    Es scheint einem manchmal nur so als ob man nie mehr aus diesem Tief kommt. Durch die Hilfe seiner Liebsten und durch die eigene Stärke meistert man aber jede Hürde!

    Ich wünsche dir viel Kraft liebe Masha!

    1. Vielen Dank Carol! Tatsächlich wirkt alles im Rückblick schöner, doch wenn ich manchmal zurückdenke, frage ich mich schon, wie ich durch ein paar extrem harte Jahre kam. Dagegen ist meine aktuelle Krise rein gar nichts und ja, you grow through what you go through <3

  12. Toll geschrieben! Wenn man damals schon das jetzige Wissen gehabt hätte, wäre früher wirklich alles leichter gewesen – aber man muss alles eben erst durchmachen und daraus lernen. Und Du hast so Recht mit den Risiken eingehen! Ich musste gerade auch erst mal nachdenken – man sollte wirklich öfters seine Komfortzone verlassen: bad ideas make the best memories ;)

      1. Ich weiß, was Du meinst :( Aber Deine Texte machen mir und bestimmt vielen anderen Leuten Mut über den eigenen Schatten zu springen (nicht nur dieser Text) – lass Dich selber davon inspirieren ;) Wünsch Dir alles Gute!