Sonntagspost: Auszeit.sunday’s thoughts: time out

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Ich greife mit meinen Händen in den Sand. Lasse ihn durch meine Finger rinnen. Greife wieder zu. Packe richtig an und lass die einzelnen Körnchen wieder zwischen meinen Fingern gleiten. Es piekst ein bisschen. Ich drücke fester, so lange bis sich auf meinen Fingern kleine rote Stellen bilden. Lasse dann los. Ich könnte das stundenlang so machen, während wir uns unterhalten. Ich könnte stundenlang den Wellen zuschauen. Und den Strandbesuchern mit ihren Hunden. Sie laufen mit einem breiten Grinsen durch den Sand und fangen Bälle. Sowohl Hund als auch Mensch. Die Zeit läuft hier anders. Gemütlicher. Ruhiger. Kaum vorstellbar, dass es dieselbe Zeit ist, wie die, die mir in Berlin davonrennt und sich dabei überschlägt. Hier oben an der Ostsee ist die Zeit mein Freund. Zur Abwechslung.   Ein paar Tage vorher: „Ich kann nicht mehr“ wimmere ich. Es. Geht. Einfach. Nicht. Meine Stimme bekommt dieses kurzatmige Zittern, kurz bevor ich anfange zu weinen. Doch anders als sonst liegt das nicht an einer traurigen Filmstelle oder einem Streitgespräch, sondern schlichtweg an meiner eigenen Erschöpfung und Überforderung. Ich weine, weil ich einfach nicht mehr kann. Und nicht mehr will. Mein Freund nimmt mich in den Arm. Tröstet mich. Er kennt solche Momente bereits von mir. Momente in denen die Mauer der Disziplin zu bröckeln beginnt und in denen ich mir selbst eingestehen muss, dass ich vielleicht doch an meine Grenzen stoße. In letzter Zeit musste mich mein Freund immer öfter in den Arm nehmen und trösten.   Mir fällt es schwer abzuschalten. Gäbe es keine Freunde oder Familie, ich würde von morgens bis abends nichts anderes tun, als Zeit in meinen Blog und das ganze Drumherum zu investieren. Einfach mal ein paar Tage ohne Internet? Undenkbar. Einfach mal den Laptop für ein paar Tage Zuhause lassen? Ebenfalls undenkbar. Und dennoch ist es Zeit ein bisschen kürzer zu treten, auch wenn ich da ziemlich schlecht drin bin. In dem „sich eine Auszeit nehmen“-Ding. „Warum sich eine Auszeit nehmen, wenn man doch eh das tut, was man liebt?“ dachte ich mir immer. Aber so einfach ist das nicht. Wenn du dich einfach permanent mit einer Sache beschäftigst, egal wieviel Spass sie macht, brauchst du früher oder später eine Pause. Einen Strandspaziergang. Sei es nur um nicht wahnsinnig zu werden.   „Lass uns für 2-3 Tage wegfahren. Ans Meer, einfach hier um die Ecke!“ Und hier sind wir, 3 Stunden später, an einem völlig anderem Ort. Einem, an dem die Luft nach weiter Welt riecht und nach Salz schmeckt. Ein Ort, wie er in Deutschland einzigartig ist. Voller Leben und trotzdem voller Ruhe. Einem, an dem auch ich die Ruhe finde, die ich so dringend brauchte. „Wir sollten das öfter machen!“ sage ich auf der Rückfahrt, schaue meinen Freund und beobachte ihn mit einem Grinsen, wie er auf mein Fazit reagiert. „Sollten wir!“ sagt er und lacht. Manchmal sollten wir uns einfach eine Auszeit nehmen und in eine ferne Welt fahren. Gleich hier um die Ecke.   Masha Sedgwick freund swen losinsky berlin freundin tattoo paar liebe I grab with my hands in the sand. Let it rinse between my fingers. And again. I could spend hours watching the waves. And the visitors on the beach with their dogs. They run with a big smile through the sand and catch balls. Both – dog and man. Time is different here. Quiet. Hard to imagine that it’s the same time as the one that runs off me in Berlin. Here at the Baltic Sea the time is my friend.   A few days before: “I’m done” I whimper. My voice gets this trembling, just before I start to cry. However,it’s not because of a sad movie or a song, but it’s because my exhaustion and overwork. My boyfriend takes me in his arms. He knows such moments already. Moments in which the wall of the discipline is beginning to crumble, and in which I have to admit to myself that maybe I have my limits. Lately I had to take me more often in his arms.   For me it’s difficult to switch off. Just a few days without internet? Unthinkable. Leave the laptop at home for a few days? Also unthinkable. I’m really bad in the “take a break” thing. “Why take a break if you do what you love, anyway?” But it’s not that simple. Sooner or later you need a break.   “Let’s go away for 2-3 days. To the sea!” And here we are, three hours later, on a completely different place. A place, where the air smells like from a different world and tastes of salt. A place, that is unique in Germany. Full of life and yet full of peace. “We should do this more often” I said on the way back, looking at my boyfriend. “We should” he says and laughs. Sometimes we should just take a break and go to another world. Right around the corner. < --:-->

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21 Kommentare

  1. Gerade jetzt denke ich an diesen Post von Dir, den ich vor so langer Zeit schon gelesen habe. Irgendwie ist er tröstlich. Das schwache Momente jeder hat und auch mal ok sind, so interpretiere ich das jetzt in diesem Moment einfach mal für mich.

    Ich bin in einer völlig anderen Welt, obwohl ich auch in Berlin lebe. Mit meinem Mamaalltag, meinem kleinen Blog, der wächst, mit zwei weinenden Kleinkindern, mit unendlich wenig Schlaf, mit Kindergeburtstagen, die ich wunderschön gestalten möchte und was mir mit allen Gästen auch sehr viel Spaß macht. Außerdem möchte ich, wie jede andere auch, selbstverständlich die allerbeste Mama der Welt für meine Kinder, großartigste Ehefrau usw. usw. sein und bin das ganz bestimmt auch ;-)
    Und doch ist mir alles gerade einfach zu viel. Ich hocke mit schreiendem Kind auf der Bettkante, stiere auf den Boden und eigentlich ist mir selbst das Heulen grade zu anstrengend.

    So getippt, und jetzt ist auch alles schon wieder ein bissel besser :-D

  2. Hallo masha,

    bin erst jetzt durch den Artikel von This is Jane Wayne auf deinen Blog gestoßen und bin völlig begeistert! Endlich mal näher an meinem Leben dran. Mit Fulltime+Nebenjob und Einkommen von 1900,- EUR Brutto trotz abgeschlossenem Studium, frage ich mich nämlich oftmals: was verdienen Leute wie Jessie von Journelles und alle anderen die man so kennt, um sich solche Klamotten, Hochzeiten, Taschen, Accessoires und Beautyprodukte leisten zu können. Klar die Mieten sind in B immer noch günstiger als in Düsseldorf, aber wie macht ihr das?! Nun sehe ich auch hier endlich mal einen “normalen” hart arbeiteten Menschen, der zudem auch noch nahbar ist und auch die unperfekten Seiten aufzeigt. Danke dafür, ich hoffe auch irgendwann mal das beruflich machen zu können was mir Spaß macht, für das ich mich genau so aufopfere, weil es eben Berufung ist und mich trotzdem ernährt, weil es nicht mit Praktikantemgehalt vergütet wird. Vielleicht klappt es ja bis ich 40 bin (zurzeit 31)….

  3. Ich kann das, was du beschrieben hast, so gut nachvollziehen! Freut mich für dich, dass du die notwendige Entspannung gefunden hast :)

    Übrigens scheinen du und dein Freund wahnsinnig gut zusammen zu passen, die Fotos strahlen nämlich echt eine tolle Atmosphäre aus :)

  4. Ja das solltest du dir! Nimm dir eine Auszeit, genieß Zeit mit deinen Freunden und deiner Familie! Sonst arbeitest du dich noch auf!

    Grüße,
    Fiona

    PS: Dein Bericht über die Ostsee hat mir übrigens sehr gut gefallen! Hört sich nach einem tollen Kurz-Urlaub an ;)

  5. Du hast sehr, sehr schöne Worte gefunden, die mich tief berührt haben ;) Es liest sich schon wie ein richtig gutes Buch, da möchte man einfach nur noch mehr lesen & wissen, wie es weiter geht! Du findest immer die richtigen Worte – gibt es ein Geheimnis, wie du die richtigen Worte findest und den Leser (mich auf jeden Fall!) fesselst?
    Ich bewundere es, wie du deine Leidenschaft zum Beruf gemacht hast. ♥ Verfolge deine Webseite schon seit ein paar Wochen & kann schon gar nicht mehr ohne =)

    Liebe Grüße,
    Melle ♥

    http://fairyautumn.blogspot.de/

  6. Ich kann das auch gut nachvollziehen und mal ein anderer Ort, auch wenn er nur für ein paar Tage und nur ein paar km weg ist, kann wahre Wunder bewirken. Ich hoffe du konntest ganz viel neue Energie sammeln!!

  7. Du sprichst mir hier wahrhaftig aus der Seele, Masha! Genau dieses Gefühl, dass man einfach nicht mehr kann und am liebsten aufgeben will hatte ich heute. Ich heulte, zitterte, und wimmerte. Zum Glück habe ich meinen Freund,der mich sofort in die arme nimmt, frühstückt ins bett bringt – da sieht die welt doch schon viel besser aus. :)

    Kopf hoch! Du hast dir deinen Urlaub verdient! Und für mich gehts auch bald weg- nach Rom <3 Du schreibst wunderbar und freue mich immer auf neue Posts! :) Keep it up!

    Liebe Grüße!
    http://redchillilounge-spiceupyourlife.blogspot.com/

  8. Schön dass du abschalten konntest. Pass bitte auf dich auf Masha und gönn dir diese kleinen oder auch mal größeren Auszeiten wirklich. Jeder Mensch braucht das. :) Liebe Grüße

  9. Ich versteh das soooooo gut Schönheit!
    Solche Momente musst Du dir einfach nehmen, sonst brichst Du irgendwann unter dem ganzen Druck zusammen,egal ob Dir dein Job Spaß macht oder nicht.
    Irgendwann ist bei jedem mal der Akku leer.
    Bei mir isses ähnlich…
    Ich rotiere am laufenden Band, komme nie zu ruhe, schlafe zu wenig und das noch schlecht, immer wieder sage ich ” ach, geht schon. Arschbacken zusammen kneifen und durch!”
    Aber irgendwann geht es einfach eben nicht mehr und dann muss man raus.
    Oft sind es einfach die kleinen Dinge, die einen dann auf einmal um einiges entspannter machen und den Kopf freipusten.

  10. Liebe Masha, ein schoener Text mit wahren Worzen.
    Du hast viele treue Leser, die dir auch nicht uebel nehmen wuerden, wenn du mal so richtig Urlaub machst, damit meine ich so ganz mit einem kurzen Post “liebe Leser, bis xy bin ich im Urlaub. Ihr hoert in 7 Tagen wieder von mir.” ohne die Zeit zu dokumentieren, ohne darueber zu schreiben oder Bilder auf irgendwelchen Kanaelen zu posten. nur Zeit fuer dich bzw euch. und wenn du zum Handy greifst und ein Erinnerungsfoto machst, dann eins nur fuer dich. ich hoffe du kannst das mal machen, so ganz und komplett. schoen dass du eine kleine Erholung finden konntest. Josi

  11. Oh Wow….ich kann total verstehen was du meinst…mir geht es zur Zeit genauso. Alles ist zu viel. Ich kann das auch nicht. Einfach abschalten. Was dann alles liegen bleiben würde. Undenkbar. Deine Gedanken sprechen mir aus der Seele. Neulich dachte ich auch, jetzt einfach eine Pause. Ganz allein. Und nun fahre ich einfach spontan zum Blogger Bazaar nach München. Wundervolle Gedanken die du da hast und sie motivieren zum “einmal mal eine Auszeit nehmen”.. Genieß die Feiertage..Grüße

  12. Ein wunderschöner Text. Ging mir richtig ans Herz.

    Ich war letzte Woche an einem ähnlichen Punkt. Musste mal raus. Andere Welt, andere Gedanken. Also ging es nach Basel und Straßbourg. Zwar ging es am Abend immer wieder nach Hause, aber trotzdem. Zu mindestens ein bisschen abschalten. Ich kann wirklich verstehen was du hier schriebst – diese Magie an einem anderen Ort zu sein, auch wenn er nur eine Stunde von zu Hause entfernt ist.

    Liebe Grüße, Ronja
    http://www.sothisiswhat.com

  13. Meine jetzige Situation in Worte gefasst. Am Freitag war ich auch kurz vorm Zusammenbruch und war froh, dass 3 Tage Ruhe auf mich warten. Hätte ich meine engsten Bezugspersonen nicht, die mich auch mal runterholen wäre ich schon längst in der Klappse, dabei habe ich “nur” eine stinknormale 40h Woche. Aber selbst so etwas kann einem mit der Zeit einfach zu viel werden. Stress, Urlaubszeit…. Da kommt dann alles zusammen. Ich hoffe sehr, dass ich auch endlich an die Ostsee entführt werde ^^