Ich sehe dir beim Sterben zu.

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„Find what you love and let it kill you.“ – Bukowski

Ich sehe dir beim Sterben zu. Das war mal ein Satz, den eine damalige Freundin zu mir gesagt hat und der mir seitdem im Gedächtnis geblieben ist. Es ist ein krasser Satz und ich war zu der Zeit in einer krassen Phase.   Mir war alles egal, allen voran mein Leben. Was zählte war der Moment, das „Jetzt“, denn das war alles was ich noch hatte. Ich wollte mich lebendig fühlen und gleichzeitig gar nichts mehr fühlen. Zugegeben, es war nicht grade der glorreichste Moment meines Lebens, aber er war wichtig. Ich lernte meine eigenen Abgründe kennen, ich lernte die Vergangenheit nicht zu vergessen und auf die Zukunft zu setzen. Und ja, ich verstand den Reiz des Exzesses – und wie ich dem widerstehe.

Mein Leben verlief dann wieder in ruhigeren Bahnen und ich bekam es in den Griff. Folgenlos blieb die Sache natürlich trotzdem nicht für mich, denn mein Körper hatte einiges abzuarbeiten und bis heute muss ich hin und wieder mit Panikattacken kämpfen, doch insgesamt bin ich glimpflich davongekommen. Sterben würde ich jedenfalls nicht. Noch nicht.   Heute kann ich meine Freundin verstehen. Sie muss sich damals so hilflos gefühlt haben mir dabei zuschauen zu müssen, wie ich mich selbst zerstöre, Stück für Stück. Sie muss sich so gefühlt haben, wie ich mich heute.   Ich habe die Kurve bekommen, doch du drückst weiter aufs Gas, immer weiter, immer schneller, immer schlimmer. Du lässt dir nichts sagen und auch nicht helfen. ‘Ich habe mein Leben unter Kontrolle’ sagst du, und ‘Mach dir keine Sorgen.’ Doch ich mache mir Sorgen, denn die Phase, die wir mal hatten, ist bei dir zur Gewohnheit geworden. Du willst dich lebendig fühlen, doch in Wirklichkeit stirbst du jedes Mal ein Stückchen mehr. Aber das willst du nicht hören. Nicht heute und auch nicht morgen. Doch die Frage ist: wie viele Morgen wird es bei diesem Tempo noch geben?

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Das Schlimmste ist es, akzeptieren zu müssen, dass es nun mal nicht das eigene Leben ist. Jeder Mensch trifft seine eigenen Entscheidungen und du entscheidest dich gegen das Leben. Welche Chance hat da noch der gesunde Menschenverstand?   Ich weiss nicht, ob es ein typisches Großstadtphänomen ist, ob man anderswo seltener damit konfrontiert wird oder ob Berlin einfach die Seele derer frisst, die sich verloren fühlen. In Berlin findet jede noch so abgefuckte Seele einen Ort für Gleichgesinnte und besteht darin nicht auch die Gefahr? In der Normalität des Rausches, in der Offenheit und Offensichtlichkeit mit der man Drogen nehmen kann in Berlin, auch unter der Woche und auch im Alltag.

Ich kann mich noch an den Typen erinnern, der im Club neben mir fast abgeschmiert ist. Der hatte sich irgendwas gezogen von irgendwem, den er nicht kannte und war vollkommen hinüber. Statt Wasser zu bringen wird einfach nur laut gerufen „Hat jemand mal ne Line für den, damit er wieder klarkommt?“. Welcome to Berlin.   Gelegenheit schafft Drug-addicts könnte es hier richtig heißen, denn durch die absolute Akzeptanz ist auch die Hemmschwelle gesunken und Drogen sind ein Lifestyle-Thema. Ich mein, ich finde es ja gut, dass wir alle so locker mit dem Thema umgehen, jeder das machen und nehmen kann, was er will. Aber wie schütze ich dich davor, in diesem Abgrund endgültig zu versinken? Ich habe Angst um dich, verstehst du das denn nicht?

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Ich sehe dir beim Sterben zu. Ich fühle mich hilflos und weiss, dass ich dich schon verloren habe. Ich habe dich in dem Moment verloren, als ich auf die Bremse drückte, während du an mir vorbeigerauscht bist Richtung Exzess. Du hast jetzt neue Freunde, ein Potpourri aus Problemen, die zu einem giftigen Cocktail gemixt sind. Ich dagegen bin jetzt die Spießerin – und ich kämpfe auf verlorenem Posten und rechne schon mit dem Schlimmsten.   Ich wünsche mir, dass du die nächste Ausfahrt nimmst und anhälst. Ich wünsche mir, dass du dein Leben reflektierst und ja, vielleicht beschließt zu leben. Vielleicht erkennst du dann wie knapp du vorbeigerauscht bist am Tod. Und vielleicht, ganz vielleicht sehe ich dir dann beim Leben zu.

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5 Kommentare

  1. So sehr ich die Ordnung nun liebe – manchmal sehne ich mich nach dem alten Exzess und dem damit verbundenen Gefühl von Leichtigkeit, in der Zeit keine Rolle spielt und die Welt in einem anderen Licht erscheint.

  2. Das Bild Birkenwald ist ganz bezaubernd und spiegelt einen besonders innigen Moment deines inneren da. Andauernd Verstärker und ähnliches bringen dich früher oder später einfach mal in die geschlossene Abteilung. Das Gehirn ist ein sehr sensibles Organ und ist es einmal out-of-order nur sehr schwer wieder in den Rahmen zu bekommen. Meine Erfahrung ist leider, dass du niemand retten kannst, der sich selbst nicht retten kann. Mir tat diese Erkenntnis verdammt weh u. ich musste meinen besten Freund ziehen lassen, sonst wäre ich gestorben.

    1. Danke dir für dein Feedback.

      Es tut mir unheimlich Leid für dich und deine Erfahrung. Manchmal kann man einfach nichts anders tun, als sich selbst zu schützen :(