Sonntagspost: die Fernfreundin

Anzeige
„Ich schreibe dir – versprochen!“ schniefte ich zum Abschied und meinte es auch so. Auf Worte folgten Taten und so sendete ich meinen ersten Brief – an meine erste Sommerfreundin. Ich war 11. Ich erzählte ihr von der Schule, von meiner Katze und dass ich einen Sailor Moon Wecker (!!!) bekommen habe. Zu einem zweiten Brief kam es nie, denn die Freundschaft die in einer Ferienanlage begann, verlief im Sand. Ähnlich ging es meiner ersten Sommerliebe. Da war ich zwar schon älter und statt Briefe gab es SMS, trotzdem war auch diese Beziehung nicht für die Ewigkeit gemacht – trotz Liebesschwure und dem Versprechen sich in den nächsten Ferien wiederzusehen. Leere Versprechen. –   Ich schliesse sie in die Arme und drücke ganz fest. Am liebsten würde ich sie herumwirbeln, bis uns schwindelig wird, verzichte aber drauf. Wir wollen ja nicht übertreiben und eigentlich mag sie so viel Nähe auch gar nicht. Es ist wieder Monate her, dass ich sie gesehen habe und auch ein paar Tage seit wir geskypt haben. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit. Ich habe den Duft ihrer Haare vermisst und auch ein bisschen ihre trottelige Art. Ich habe es vermisst wie sie im Bad über ihre Haare motzt und wie sie mir immer einen Teil ihres Essens auf meinen Teller schaufelt. Wie sie „oaah Masha!“ sagt und auch die ansteckende dreckige Lache. Ich habe sie vermisst.   – Ich bin kein Fernbeziehungstyp. Sowas würde bei mir nie halten, im Gegenteil: ich ziehe am liebsten schnell zusammen und schau wie es funktioniert. Wenn’s in die Brüche geht, zieht man halt wieder aus – mit viel Schmerz und Geheul, aber immerhin hat man es versucht. Was ich aber gut kann sind Fernfreundschaften und die engsten meiner Freundschaften beruhen auf dem Geheimnis der Distanz. Das Erfolgskonzept einer Fernfreundschaft ist die Zeitgestaltung. Wenn ich beispielsweise mit Jana Zeit verbringe, erleben wir Zeit. Wir erleben neue Orte, schöne Hotelzimmer und lange Gespräche vorm Einschlafen. Die schönsten Plätze, das köstlichste Essen und die unvergessbarsten Momente, festgehalten in lustigen Erinnerungsbildern. Eine Fernfreundschaft, die auf positiven Erlebnissen beruht, denn selbst wenn die Gesprächsthemen ernst werden, lässt es sich am Strand schöner drüber reden. Oder bei einem Gläschen Wein in einer fremden Stadt. Oder hier, auf Ibiza, in einer riesigen Villa mit Meerblick. Ich glaube ich könnte grade kaum glücklicher sein, während ich hier über Steuern und Baustellen Zuhause rede. Mit meiner Fernfreundin.  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

11 Kommentare

  1. Nachdem wir drei Jahre zusammen gewohnt haben, ist meine beste Freundin für ein Jahr nach Spanien gegangen, dann kam sie wieder, ist gleich bei mir um die Ecke in eine WG gezogen und wir haben den wohl schönsten, besten, tollsten Sommer bisher zusammen verbracht. Dann ist die für ein halbes Jahr nach Peru gegangen und jetzt lebt sie in Barcelona. Wir haben uns das letzte Mal Weihnachten gesehen (also so richtig mit umarmen und so). Unsere Freundschaft besteht aus Facebook- oder Whatsappnachrichten, Skypegesprächen und in dringenden Fällen auch mal aus kurzen Anrufen. Ich lebe zwar seit zwei Jahren in einer Fernbeziehung, aber ich hätte nie gedacht, dass ich eine Fernfreundschaft haben könnte. Ich dachte immer, sie muss immer in meiner Nähe sein, ich muss sie immer anrufen können. Aber ich habe gelernt, dass das wichtigste ist, dass sie in meinem Herzen ist. Egal wo sie ist, sie ist trotzdem immer für mich da. Ich weiß nicht, wie sie das macht, aber ich schätze sie dafür und bin dankbar, dass ich sie habe.
    Und ich muss dir zu 100% recht geben, wenn du sagst, dass man die Zeit zusammen erleben muss. Einer der schönsten Momente, als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war das bis um drei nachmittags im Bett zu liegen, YouTube-Videos anzuschauen und über alles zu reden. :)

  2. Ein schöner Post! Ich bin ja nicht zu gut in Fernfreundschaften. Aber ich glaube, ich muss wirklich anfangen an mit zu arbeiten…das Studium nähert sich dem Ende und ich befürchte, dass es viele der Allerliebesten an andere Orte zieht : ( Aber ich bin mir sicher, dass es bei den wirklich wichtigen Freunden auch klappt!
    Liebe Grüße, Ronja
    http://www.sothisiswhat.com

  3. Mein Freund und ich sind jetz schon zum zweiten Mal in einer einjaehrigen Fernphase, weil ich mal wieder in Asien studieren musste.. ich muss sagen, bei offenen Fernbeziehungen sehe ich auch nicht viel Hoffnung. Wenn das ganze jedoch eingegrenzt ist (ergo nach einem Jahr sieht man sich wieder und hat dann auch wieder ein geregeltes Leben zusammen) dann kann das sehr gut klappen, zumindest klappt es bei uns sehr gut :)
    Ich habe auch viele Fernfreundinnen und muss sagen, diese Freundschaften funktionieren einfach anders. Sind deshalb aber nicht minder schoen und lassen einen auch ein bisschen vom Alltag entfliehen :)
    Liebe Grueße!

  4. Richtig süß :) Ich mag euch beide zusammen!

    Bin mit dem gleich Zusammenziehen auch ähnlich. Entweder es passt, oder eben nicht. Ne wirkliche Fernbeziehung wäre gar nichts für mich.

    Liebe Grüße,
    Kiamisu

  5. Dein Text ist wunderbar… genauso wie deine Einstellung dazu.
    Meine engste Freundin wohnt in meiner Nähe, ich habe noch sehr gute Fernfreundinnen bei denen es auch so abläuft, dass ich mit ihnen die Zeit erlebe wenn ich sie wiedersehe.

    Man lernt die Zeit zu schätzen, die man hat, wenn man sich selten sehen kann. Man macht viel mehr aus ihr, will sie vollkommen auskosten. Erst gestern war eine Fernfreundin von mir da, die ich alle 5 Monate sehe, wenn es gut kommt. Und doch ist es, als ob man nie getrennt gewesen ist, wenn man sich dann sieht <3

    Eine Fernbeziehung ist aber wirklich bescheiden, ich hatte fast 4 Jahre lang eine, nie mehr ;D

    <3

  6. Schön geschrieben, liebe Masha!
    Mir geht es genauso mit meiner Sarah (josieloves), denn die sehe ich auch fast nur an fremden, tollen Orten an denen wir mit unseren Männern gemeinsam Urlaub machen. Dabei entstehen die lustigsten Stories (Running-Gags) und Fotos… Dinge für die Ewigkeit.

    Liebste Grüße auch an die Jana :),
    Julia

  7. Wunderbarer Text!! Ich muss sagen, ich kann dich gut verstehen… Eine Fernbeziehung stell ich mir auch echt schwierig vor ;)
    Die Freundin aus dem Sommerurlaub kenne ich auch ;) Seit über 10 Jahren habe ich eine Brieffreundin ;) Damals am Gardasee kennengelernt und uns dann auch öfters mal mit dem Zug besucht… Inzwischen schreiben wir keine Briefe mehr, sondern Emails oder Facebook-Nachrichten. Aber ein bisschen vermissen tu ich das schon, das Gefühl den Brief in den Postkasten zu werden und auf eine Antwort zu warten. Vielleicht sollte ich ihr einfach mal wieder einen Brief schreiben =D

    Viele Grüße,
    Fiona

  8. Das kenne ich :) Eine richtige Fernbeziehung fände ich glaube ich auch unerträglich (Wochenendbeziehung ist ok), aber ich habe auch sehr gute Freunde, die weit weg von mir wohnen, teilweise sogar auf anderen Kontinenten. Solange man sich ab und zu meldet und austauscht, kann das halten. Und wenn man sich dann sieht, dann verbringt man die Zeit – wie du auch schon gesagt hast – wirklich sinnvoll, erlebt Abenteuer und schafft neue intensive Erinnerungern, die dann auch wieder bis zum nächsten Treffen halten. :)

  9. Über dieses Thema habe ich schon oft nachgedacht, da ich mir nicht immer sicher bin, ob eine Fernbeziehung (also die Steigerung zu einer Fernfreundin) überhaupt funktionieren kann, denn durch die Ferne habe ich das Gefühl, dass nicht nur der liebe Mensch sondern sein gesamtes Leben, Tun und Denken einfach zu weit von mir entfernt ist, als dass ich ihn noch verstehen könnte. Von dem her kann ich Dein Empfinden bestens nachvollziehen! Interessanterweise aber haben sich bei mir sowohl Brieffreundschaften als auch andere Beziehungen, wo der Austausch ausschließlich auf schriftlicher Basis erfolgte, oft extrem lange gehalten … und erst wenn ich den Menschen dann schließlich in “live” getroffen habe, hat sich mitunter herausgestellt, dass wir persönlich und verbal weit weniger miteinander konnten, als in Schriftform :) Ich wünsche Dir noch eine wunderbare Zeit mit Jana!
    Liebe Grüße, Rena
    http://www.dressedwithsoul.com