Sonntagspost: Über das Finden einer Heimat

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„Danke““Wofür?““Du hast Berlin zu meiner Stadt gemacht. Zu meinem Zuhause“ Wir fahren grade durch die Gegend zeigt mir wo er aufgewachsen ist und kennt da „eine coole Location für Bilder“. Ich freue mich. Wir sind grade am Ernst- Thälmann Denkmal. Wir hatten kurz die witzige Idee heimlich immer russische oder kommunistische Hintergründe bei meinen Looks einzubauen. Haben wir aber verworfen. Witzig wäre es trotzdem.   Nach einem Jahr in Berlin hat sich viel bei mir verändert. Nach einem schwierigen Start voller Selbstzweifel und halbfertigen Entscheidungen habe ich meinen Platz in der Stadt gefunden. Aus einem Wirrwarr, das unübersichtlich und viel zu groß war ist ein riesiger Spielplatz geworden. Ich entdecke ständig neue Orte und kehre gleichzeitig immer wieder an die alten zurück. Berlin ist für mich eine Stadt der Möglichkeiten geworden. Eine Stadt der Veränderung, der Bewegung und der Inspiration. Hier bin ich erst aufgeblüht.   „Was hälst du hiervon als Location?““Neeee zu langweilig, lass mal weiterfahren!“ Ich bin erstaunt über so viel Engagement seinerseits. „Wusstest du dass der Friedrichshain eigentlich eine Müllkippe war, wo sie den ganzen Schutt aus dem zweiten Weltkrieg hingebracht haben und begrünt haben?“ Wusste ich nicht. Lauter kleine Sachen, die ich beiläufig über meine neue Heimat kennenlerne. Das sind lauter kleine Sachen, die diese Stadt greifbar machen. Zu einem Zuhause machen. Einer Heimat.   Ich muss dann manchmal daran denken, wie ich früher zu Besuch nach Berlin gefahren bin und während die Stadt aus der S-Bahn an mir vorbeischoss, stellte ich mir vor, wie es wohl wäre hier zu wohnen. Ich fuhr am Alex vorbei, am Hackischen, an der Friedrichstrasse und an meinem jetzigen Zuhause. Damals wusste ich noch nicht, dass ich mich am liebsten am Rosenthaler Platz treffen würde, dass ich zum Shoppen in die Weinmeister gehen würde. Dass ich Stock und Stein in Tegel kennen würde und zum Frühstücken auch gerne schonmal nach Kreuzberg fahre. Damals ist noch gar nicht so lange her. Ob ich glücklich bin hier in Berlin? Auf jeden Fall. Ob ich meine Entscheidung aus Köln hierhin zu ziehen jemals bereut habe? Auf keinen Fall.   Wir fahren weiter. Ich bin angekommen.  

“It was the best of times, it was the worst of times, it was the age of wisdom, it was the age of foolishness, it was the epoch of belief, it was the epoch of incredulity, it was the season of Light, it was the season of Darkness, it was the spring of hope, it was the winter of despair, we had everything before us”

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8 Kommentare

  1. ich liebe deine texte, und vorallem diesen hier!
    mein größter wunsch im moment ist es in berlin zu leben und dank dieses textes ist dieser wunsch soeben ein kleines stückchen größer geworden :)
    und das zitat von charles dickens ist unglaublich schön!

  2. Es freut mich sehr, wie wohl du dich in deiner neuen Heimat fühlst:)
    Ich denke aber auch das “Heimat” da ist, wo unsere liebsten Menschen sind. Da kann es schon fast egal sein, um welche Stadt es sich handelt:D

  3. Es ist wunderschön zu hören, dass du angekommen bist :) so etwas ist wirklich wichtig und wir als Leser haben damals ja auch mitbekommen, dass Köln nicht mehr das Wahre für dich war. Umso schöner dich jetzt so voller Lebensfreude zu erleben! Ich wünsche dir noch jede Menge Glück, Liebe Grüße.

  4. Ein sehr schöner Post, mit dem ich mich zumindest ein Stück weit identifizieren kann. Ich wohne seit meiner Geburt in Köln und habe die Stadt jahrelang eher als abstoßend, voller Mängel angesehen. Eine schlechte Politik, Baustellen mit denen ich die Stadt schon als Kleinkind kennen gelernt habe … aber irgendwie, jetzt wo es für mich auf das Abi und danach hoffentlich die erste Studentenwohnung in Bonn zugeht, lerne ich Köln erst so richtig zu schätzen. Dieses Gemeinschaftbewusstsein, das Zugehörigkeitsgefühl, diese vielen kleinen Traditionen und die eigentlich wunderschöne Kernstadt am Rhein – vieles kann noch so schlecht sein wie es will, aber nichts kann das Gefühl beschreiben, wenn man mitten in der Wallachei zufällig auf einen Mitkölner trifft und man sofort wie vertraut begrüßt wird und ins Gespräch kommt. Diese Verbundenheit, das Gefühl eine Heimat zu haben ist einfach unbezahlbar!

    Liebe Grüße!
    http://themultiplechoice.blogspot.com

  5. Erstmal ganz dickes Lob für deinen Blog, folge dir seit einiger Zeit und bin total begeistert.:)
    Es ist schön wenn man in der neuen Heimat angekommen ist und sich wohlfühlt, glaube Berlin bietet da auch einfach mega viel Gelegenheit für… Mich hat es vor ein paar Jahren nach Bremen verschlagen, aber das richtig angekommen sein, hat sich noch nicht ganz durchgesetzt, naja abwarten ob sich dass noch ändert;)
    Ich freue mich weiterhin seine tollen post lesen zu dürfen! :)
    Liebe Grüße Nessa
    http://nessa-sary.blogspot.de/?m=1