Sonntagspost: Über komische Eigenarten und Komplimentesunday’s thoughts: about compliments

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„OMG I love your eyes! You’re so beautiful!!“ Sie strahlt mich mit ihren blauen Augen fröhlich an. Ich lächle schüchtern zurück. Bedanke mich hastig. Eine wildfremde Amerikanerin im Starbucks hat mir grade ein tolles Kompliment gemacht – und mir damit den Tag ungemein versüßt. Einfach so. Ich grinse noch stundenlang weiter in mich hinein. Mein Tag fängt schon mal fantastisch an und läuft die ganze Zeit prima.   Für sie war die Sache gegessen, für mich aber noch lange nicht, denn ich frage mich: Warum benehme ich mich so komisch, wenn ich ein Kompliment bekomme? Und warum machen wir uns eigentlich so selten welche?   Wenn ich im Internet lese, dass der ein oder andere meinen Blog mag, oder mich hübsch findet, freue ich mich tierisch, nehme das Kompliment begeistert an und bedanke mich überschwänglich. Macht man mir dagegen persönlich ein Kompliment werde ich schüchtern, winke es ab und benehme mich ein bisschen wie ein unsicherer Teenager, nur um mich dann den Rest des Tages doch noch darüber zu freuen. Doch woher kommt diese Eigenart? Im Internet sind nette Worte schnell hingetippt und abgeschickt. Wenn ich Jemandem schreibe, dass er/sie wunderschön ist, dann ist das schnell gesagt. Ich tippe Niemandem auf die Schulter, überrasche keinen und schaue dabei Niemandem in die Augen. Ein persönliches Kompliment dagegen zu bekommen ist auf vielerlei Weise besonders, denn man kann im Gesicht des Komplimentegebers seine Freude und Zuneigung erkennen, die man durch den Bildschirm nicht sieht und ausserdem finde ich, gehört auch immer eine Portion Überwindung dazu. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer einfach mal der Nachbarin in der Bahn zu sagen, dass sie schönes Haar hat, oder der Kassiererin ein Kompliment für ihre gepflegten Hände zu machen. Trotzdem behalten wir unsere Gedanken lieber für uns. Aus Angst vor… ja, vor was eigentlich? Ich denke darüber nach, warum ich nicht einfach so Komplimente verteile und schäme mich ein bisschen. Mir fällt kein Grund ein, warum ich nicht einfach so mal den Tag eines anderen Menschen erhelle. Weil es auch keinen Grund dagegen gibt. Aber viele dafür. Wer hatte nicht schon mal den Tag durch ein paar liebe Worte gerettet bekommen? Eben.  

„Do good and good will come to you“

Deswegen gehe ich raus. Sage meiner Nachbarin, die immer meine Pakete annimmt endlich mal, dass ich ihr tolles Haar liebe und der Rewe-Verkäuferin, dass sie schöne Augen hat. Es gibt keinen Grund es nicht zu tun. Und wer weiss, vielleicht schenken sie mir ein schüchternes Lächeln zurück. “OMG I love your eyes! You’re so beautiful!” She smiles at me and I smile back shyly. Thank her hastily. An American stranger in Starbucks make me a great compliment and made my day. Even hours later I’m still happy about her words. I had a good day.   For her, it were just a few words, but for me it was so much more and so I ask myself: Why I react so weird when I get a compliment? And why do we give compliments so rarely??   When people write me that I’m beautiful or whatever I’m happy to hear that and thank the person with enthusiasm. If I get one in person I’m shy, blushing and behave like an insecure teenager, although I’m happy then for the rest of the day. But why? In the internet kind words are quickly written and sent. In the end there is only you and your screen, but when I get a compliment from someone “in real life” you can see them in the eyes and see all the joy and affection. It’s different. Although it’s not that difficult to tell the neighbor, that she has beautiful hair or the cashier, that she has amazing eyes we keep our thoughts instead of saying them. But why? In the end there is no reason why we shouldn’t make more compliments. Because there is no reason against it – but a lot of reasons for it.

„Do good and good will come to you“

  That’s why I ‘m going out. Tell my neighbor, that I love her great hair and the cashier, that she has beautiful eyes. There is no reason not to do it. And who knows, maybe I get a shy smile.

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28 Kommentare

  1. Das Kompliment der Dame war aber auch mehr als berechtigt :-)

    Ich kann absolut GARNICHT mit Komplimenten umgehen.
    Egal von wem sie kommen – irgendwie gucke ich dann immer weg und es ist mir “unangenehm”. Warum kann ich garnicht erklären.
    Jedoch verteile ich sehr gerne welche.
    Es kostet gerade bei fremden Menschen natürlich irgendwie überwindung, ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass die meisten sehr sehr positiv darauf reagieren.
    Ich finde im allgemeinen sollten die Menschen freundlicher miteinander umgehen. Sei es durch ein nettes Kompliment, ein lächeln oder ganz einfache Dinge, wie “bitte”,”danke” und/oder “ich wünsche noch einen schönen Tag”.

    In diesem Sinne, wenn auch getipp aber dennoch (n bisschen kennst Du mich ja jetzt schon) ehrlich gemeint:
    Du bist zauberhaft meine Liebe und ich wünsche Dir einen ebensolchen Tag :)

  2. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es regelrecht erwartet wird Komplimente abzuschwächen, indem man schüchtern auf den Boden schaut, ein leises Danke murmelt, oder es entkräftet. Alles andere würde als “arrogant” und “wissend” empfunden werden. Abgesehen davon will man auf keinen Fall beim Gegenüber Neid erzeugen. Aus diesem Grund schwächt man Komplimente ab. Irgendwie ein Teufelskreis, der aber kulturell bei uns so geprägt ist.

  3. das kenne ich nur zu gut, mir geht es da eigentlich genauso wie dir! doch obwohl ich immer ziemlich schüchtern auf solche komplimente reagiere, freue ich mich doch immer riesig darüber.. :)

  4. ich komm mir manhmal aber echt dumm vor wenn ich mädchen komplimenten mache. das sind dann nämlich auch total schöne mädchen die das eben ganz genau wissen und eben nicht so süß wie du reagieren, dann kommt dann eben nur so ein ich-weiß-danke rüber wo ich mir denke..kotz. eingebildet hoch 392901 und dann komm ich mir vor wie ein fan der irgendwen anhimmelt

  5. Sehr sympathisch! :)
    Ich kann selbst überhaupt nicht gut mit Komplimenten umgehen, obwohl ich mich natürlich (!!) super freue mir so was meistens auch den gesamten Tag versüßt. :) Ich weiß aber einfach nicht wie ich reagieren soll, was ich sagen soll…außer “Danke!”. Ich glaube aber so geht es vielen Menschen, ist also gar nicht mal eine “Eigenart”. :)

    Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass unsere Fähigkeiten in der persönlichen Kommunikation von Angesicht zu Angesicht in Zeiten des Internets nachgelassen haben?

    LG, Amelie

  6. Schöner Post, der zum Nachdenken anregt.
    Ich glaub, so geht es wirklich vielen!!
    Ich kann jedoch für meinen Teil sagen, dass ich oft fremden Menschen ein Kompliment gebe, wenn mir ihr Outfit oder irgendetwas besonders gefällt. Meine beste Freundin findet das dann immer ein bisschen komisch, aber ich bin der Meinung, dass ich damit den jenigen den Tag – wie du es eben so schön beschrieben hast – etwas erhelle und versüße :)
    ich komme mir danach jedoch oft auch so ein bisschen seltsam vor, denke mir dann manchmal, was denkt der oder die jetzt, mich hier einfach so anzusprechen, aber zumindest meistens ist es doch ein ganz schönes Gefühl auch von Fremden mal ein Kompliment zu bekommen.
    Lg,
    Lea :)

    zucker-schlecken.blogspot.de

  7. Ich mache das seit ein paar Jahren bereits so, dass ich offen und ehrlich Leuten ins Gesicht sage, was ich von ihnen halte. Fremden Leuten auf der Straße sage ich gerne, wenn mir etwas an ihnen gefällt. Oftmals ernte ich dafür aber nur verwirrte Blicke. Nein, ich bin nicht lesbisch, nein ich will nichts von dir, ich bin einfach nur nett und möchte dir etwas schönes sagen. Aber der Spruch “Do good and good will come to you” stimmt jetzt nicht so unbedingt. Ich bekomme sehr sehr sehr sehr selten Komplimente. Aber das nimmt mir nicht den Mut anderen zu sagen, wie schön sie doch sind.

    1. das ist eine echt tolle Eigenschaft, die ich mir unbedingt abgucken sollte.
      Ich denke trotzdem, dass so wie man anderen begegnet, so kommt es auch zu dir zurück – Karma und so :D
      Bitte nicht die Hoffnung nehmen, dass es so ist :D

    2. nach dem ich deinen Kommentar gelesen habe, hab ich mir deinen Blog angeschaut. Jetzt kommt ein Kompliment: du hast sehr schöne, träumerische Augen! Und dein Gesicht merkt man sich, ich glaube wenn ich dich in der U-Bahn sehen würde, würde ich dich erkennen :)
      (das waren jetzt sogar zwei hahah ;) )

  8. Ach ja… das kenne ich. Letztens habe ich ein Mädchen gesehen, das so einen tollen dicken geflochtenen Zopf hatte. Haare, die ich nie haben werde, quasi :D Irgendwie hab ich’s dann echt über mich gebracht, ihr zu sagen, was für tolle, beneidenswerte Haare sie hat. Sie hat auch total schüchtern reagiert, aber man hat ihr angemerkt, dass sie sich sehr gefreut hat. Vielleicht sollte man das öfter mal tun – ehrliche Komplimente im Alltag an andere Menschen machen einen doch auch irgendwie glücklich mit sich selbst, was auch von eigener Stärke und Sicherheit zeugt. Weil man dazu stehen kann, das man offen sagen kann, was einem an anderen Leuten gefällt. Und wer weiß schon, was das im Nachhinein bei denen erzeugt? Vielleicht genau dasselbe wie bei dir – übertrieben krasse Freude. Schönes Gefühl. :)

  9. Im INternet berühren eine Kompliimente vielleicht nicht so, weilo jeder sie einfach schnell tippen kann und oft ignoriere man seine sich gegenseitig, wenn man sich auf der Strasse trifft. Wie du sagtest, ist die Hemmschwelle in der Realität viele größer. Manchmal sitze ich tatsächlich in der Bahn und würde dieser oder jener Person sagen, dass mir das Oberteil total gut gefällt, ihr Stil oder die Frisur. Aber meist sagt man doch nichts, weil man ANgst hat, dass man total komisch angeguckt wird. Die Menschen erwarten es nicht.

    Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag:)

  10. Ich glaube, dass ist so ein Deutsches Ding, dass man glaubt, dass Komplimente oberflächlich sind und dadurch nicht ehrlich gemeint. Meiner Meinung nach ist das aber schwachsinn.

    Wer so spontan etwas ausspricht, der meint es garantiert ehrlich. Ich habe mal eine Zeit in Chicago gelebt und da bekommt man auch ständig komplimente von jedem, es ist einfach schön!

    Ich finde es super, wenn du das übernimmst, ich mache das auch, wenn mir etwas an Personen auffällt. Man kriegt nicht immer positives Feedback, aber egal – weiter machen!

  11. Das ist so wahr!
    Es ist halt nicht soooo einfach Komplimente zu vergeben, also vielleicht nicht bei Freunden und Familie, aber gerade bei Fremden.
    Durch Komplimente öffnen wir uns auch selbst und geben viel von uns preis. Wenn man vielleicht schlecht vertrauen kann (so geht es zumindest mir), fällt es einem umso schwerer.

    Außerdem gibt es auch mal die ein oder andere Person, die Komplimente so verpackt, das es eigentlich schon eine Beleidigung ist. So wie: “Dir stehen Kleider echt gut, dadurch fallen deine dicken Schenkel nicht mehr so auf. ”

    Viel Freude beim Komplimente verteilen und bekommen
    Du Hübsche! ;)

  12. Vieles hängt meines Erachtens nach auch damit zusammen, wie man als Frau sozialisiert wurde. Da ist es dann nämlich überhaupt nicht angemessen, sich einfach mal gut und schön und cool zu finden, nein, das ruft Irritationen hervor…denn wie kann man es denn nur wagen, zufrieden mit sich zu sein. Man kennt das doch aus Freundinnengruppen, wo sich dann reihum alle selbst fertig machen und sagen, wie hässlich und fett und was auch immer sie doch wären. Und wenn man dann ein Kompliment bekommt, wird es schnell abgewunken (“Die Tasche hab ich ganz billig bekommen.” “Nein, das ist nur das Make Up, du müsstest mich mal ungeschminkt sehen, das Grauen” “Die Klamotten kaschieren, eigentlich seh ich aus wie der Blob”). Indem man Komplimente nicht annimmt, tut man nicht nur sich keinen Gefallen, sondern stößt auch der Person, die das Kompliment gemacht hat, vor den Kopf. Denn wenn ich sage, dass ich irgendwas toll finde und dann als Antwort kommt, dass das ja gar nicht so toll sei, wird automatisch meine Sicht der Dinge kritisiert. Man denkt zwar, es sei jetzt höflich, alles zu relativieren und sich bloß nicht selbst gut zu finden, aber letztlich ist das einfach nur schädlich. Selbstbewusstsein ist keine Arroganz und Frauen, die mit sich selbst zufrieden sind und sich aufrichtig über Komplimente freuen und diese annehmen, sind nicht eingebildet.
    Das war jetzt ein langes Blabla, aber ich beschäftige mich schon länger mit Themen wie diesen und möchte einfach alle darin bestärken, sich gegenseitig mit (ehrlich gemeinten) Komplimenten zu überschütten und umgekehrt diese auch mal anzunehmen. Ist doch viel besser, als sich selbst und andere immer nur fertig zu machen.
    Sisterhood! :)

    1. Was für ein wunderbarer Kommentar, ehrlich! Spricht mir total aus der Seele. Ich finde du hast absolut Recht. Ich war früher auch so, dass ich jedes Kompliment sofort relativiert habe und habe dafür auch oft seltsame und irritierte Reaktionen bis hin zu Streitgesprächen geerntet, weil sich der Komplimentgeber natürlich zu Recht gekränkt gefühlt hat. Inzwischen gehe ich vollkommen anders damit um. Ich nehme jedes Kompliment an und freue mich tierisch darüber, obwohl ich wie Masha oft sehr verlegen bin und leider auch oft total rot werde :( Aber ich finde es toll, dass es eigentlich so einfach ist, sich gegenseitig eine Freude zu machen oder sogar den ganzen Tag damit zu verschönern!

    2. Hi Svenja,
      wow, langer Kommentar :) aber du hast vollkommen Recht und ich glaube aus dieser Seite habe ich es noch nicht betrachtet, macht aber total Sinn! Danke für die Anregung und das wertvolle Kommentar!! <3

      Hab einen tollen Sonntag!

  13. Ich finde du hast mit deinen Überlegungen absolut recht und finde es gut, dass du das Thema noch einmal hier angesprochen hast! Sicher, ähnliches geht auch mir manchmal durch den Kopf, aber so richtig darüber nachgedacht, versucht mein eigenes Verhalten in dieser Hinsicht zu ändern hab ich eigentlich noch nicht. Es war schön dass du mir da nochmal einen Anstoß gegeben hast!

    Liebe Grüße!
    http://themultiplechoice.blogspot.com