Ich bin raus.

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„Hast du Streit mit xy?“ „Warum bist du nicht bei den anderen Events dabei?“ „Versteht ihr euch alle nicht mehr?“   Nur ein kleiner Ausschnitt aus meinem Snapchatverlauf der letzten Tage. Scheinbar hat meine Abwesenheit bei den meisten Blogger-Events doch für mehr Aufmerksamkeit gesorgt, als ich dachte, sodass ich ein wenig in Erklärungsnot kam. Sogar ob ich schwanger sei wurde ich gefragt, als Theorie für meine Abwesenheit.   Tatsächlich ließ ich mich in dieser Saison deutlich seltener Blicken, nicht nur bei den Shows, sondern auch bei den ganzen Blogger-Brunches, Blogger-Events, Blogger-Essen und Blogger-Was-weiss-ich-was. Was es heute nicht alles gibt um den Bloggern den Arsch zu pudern.   Die Antwort ist einfach: weil ich keine Lust darauf habe. Doch bevor aber irgendwer irgendwas in den falschen Hals bekommt: es liegt nicht an den Bloggern – es liegt an dem Gruppenverhalten.   Das Ding ist, dass ich wirklich jeden einzeln sehr gerne mag, ich kann mich in einer kleinen Gruppe stundenlang mit den Mädels unterhalten, aber sobald diese Gruppe eine gewisse Anzahl an Bloggern auf einer Fläche überschreitet entsteht eine Art eigendynamisches Gruppenverhalten: die Stimmen werden heller, die Gespräche oberflächlicher und das Konkurrenzverhalten steigt.   Manchmal komme ich mir vor, wie in einem schlechten Experiment: man stecke 50 modeaffine Frauen , die nicht nur voneinander profitieren, sondern auch miteinander konkurrieren in einen Raum, stellt dazu freien Alkohol und schaut was passiert. Na, könnt ihr euch die Antwort denken?   Es ist ein bisschen so wie der Kampf um Aufmerksamkeit auf dem Schulhof. Auf der einen Seite sind die Coolen und Beliebten und auf der anderen Seite die Coolen und Alternativen. Und dann gibt es noch welche wie mich, die sich zu keinem Lager zugehörig fühlen (wollen).   Für mich geht das Experiment jedenfalls nicht gut aus. Meine Symptome sind Kopfschmerzen, Stress und ein verringertes Selbstwertgefühl. Es macht mich einfach wahnsinnig. Denn was vor einigen Minuten noch in Ordnung war, ist es plötzlich nicht mehr. Plötzlich fühlt es sich falsch an anders sein zu wollen und einfach alles in mir sträubt sich dagegen Teil dieses Ganzen zu sein. Ich möchte doch viel lieber mein eigenes kleines Ganzes sein. Man muss dazusagen, dass Bloggerinnen, die in Begleitung ihrer Boyfriends kommen, da klar im Vorteil sind. Zusammen kann man sein eigenes kleines Ganzes schließlich besser aufrecht halten als allein. Wenn man seinen sicheren Hafen an seiner Seite hat, hat man zumindest das Gefühl, dass da grade Jemand ist, der einen auch ohne Designertasche liebt.   Zwar kommt es auch immer auf die Gruppe der Menschen an, wie anstrengend so ein Dasein innerhalb dieses Dunstkreises tatsächlich ist, aber logischerweise haben die Menschen, die da ähnlich ticken wie ich, auch einen ähnlichen Fluchtreflex.   Mich also ein wenig zurückzuziehen hat also nichts damit zu tun, dass ich mich plötzlich schlecht mit irgendwem verstehe, sondern ist ein reiner Selbstschutz. Damit ich auch in Zukunft einzigartigen und kreativen Content posten kann. Sich selbst nämlich treu zu bleiben ist auf Dauer schwer im Kollektiv. Also habe ich mich losgesagt und mein eignes Ding draus gemacht.   „Du warst noch nie so entspannt während der Fashion Week! Du solltest das immer so machen!“ sagte gestern mein Freund zu mir. Ich glaube er hat Recht.

 

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