
Mode.
Für mich ist das mehr als nur Kleidung. Für mich ist das eine Kunstform des Alltags.Mit Mode drücke ich mich aus. Ich ziehe mich nicht nur an, sondern ich zeige damit auch wer ich bin. „Hallo, ich bin Masha. Ich bin kein typisches Mädchen-Mädchen, genieße gerne die schönen Dinge im Leben, bin manchmal auch ganz gern ein wenig ironisch und ziemlich straight. Ich bin nicht allzu verspielt, manchmal melancholisch, ziehe mich gerne auch mal zurück und mag es auch mal unkonventionell. Ich habe Ecken und Kanten und habe weder ein Problem damit aufzufallen, noch mit meiner Sexualität.Ich bin kein Mitläufer und zwar probiere gerne aus, aber habe mich selbst gefunden. Ich stehe fest im Leben. So oder so ähnlich könnte eine Charakterbeschreibung nach einer Stilanalyse lauten, zumindest ist es das, was ich selbst denke, wenn ich in den Spiegel sehe, fertig angezogen. Mein Outfit – das bin ich. Es macht mich total stolz, wenn Menschen sagen: Hey, das ist total dein Stil oder eben auch, dass ich eine klare Linie hätte, vor allem dann, wenn mir das dazugehörige Outfit auch selbst gefällt.


The Look outfit: Elisabetta Franchi sunnies: Miu Miu bag: Aigner
Nicht selten erwische ich mich dabei, wie ich Menschen nach einem Blick auf ihr Outfit abstemple und ihnen Eigenschaften zuschreibe, wie zB. „selbstbewusst“, „zurückhaltend“, „hat ihr Leben im Griff“ „Mitläufer“ oder auch „gibt vor etwas zu sein, was sie nicht ist.“. Ein Blick auf die Garderobe und schon habe ich eine Vorstellung darüber, wie der Mensch sein könnte. Kleidung sagt zwar nichts über die Liebenswertigkeit eines Menschen, durchaus aber viel über seine Erziehung, Umwelt und manchmal eben auch über seinen Charakter aus.
Doch was, wenn der Charakter fehlt? Trägt man dann einfach jeden Trend?


Immer stärker fällt mir auf, dass vielen Modemenschen (die es ja eigentlich besser wissen müssten) eine Sache fehlt: ein eigener Stil. Ein Wiedererkennungswert. Selbstverständlich ist das nicht bei allen so, aber eben doch bei sehr vielen. So wie Sarah immer bunt ist, Alice schwarz und Nina immer ein bisschen over the top, so sind andere oftmals immer nur eins: im Trend. Davon bekomme ich einen dauerhaften Gähnreflex. Passend zu jedem Trend sehen sie mal „rockig“ (wie ich dieses Wort hasse, fast so sehr wie „punkig“!) aus, mal mädchenhaft-verspielt, mal skandinavisch-clean, dann wieder boho. Eine klare Linie? Fehlanzeige. Hauptsache es gibt Likes bei Instagram. Ich vermisse die Zeiten, als Mode noch Charakter hatte und Jugend eine Kultur. Hippie, Metal, Punk, Grunge. Dazu gab es nicht nur die passende Musik, sondern auch den passenden Stil, der dann wieder die großen Designer inspirierte, man denke nur an Vivienne Westwood oder Calvin Klein.
Doch mittlerweile ist die Mode dem Social Media zum Opfer gefallen und kaum mehr als ein Wegwerfprodukt unserer Wegwerfgesellschaft. Ein kurzer Moment der Effekthascherei, ein bisschen Selbstdarstellung, ein bisschen Statussymbolik und weiter geht’s. 8 Kollektionen jedes Jahr. Fashion Week das ganze Jahr über. Fast Fashion auch schon bei den Designern. Hauptsache Konsum, Hauptsache viel.
Die Mode als Wettlauf.

Ich habe mich an Taschen sattgesehen, die ich noch nicht mal selbst besessen habe. Die Designer kommen kaum mit ihren Kollektionen hinterher, so schnell sind wir schon gelangweilt von den Trends von morgen. Wohin soll das noch führen? Mode sollte ein Gefühl vermitteln, weg von „das will ich“ hin zu „das bin ich“. Denn irgendwie ist auf dem Weg der Charakter verloren gegangen. Wir müssen wieder zurück. Uns wieder Gedanken machen, statt einfach nur mitzumachen. Und so stehe ich also bei Elisabetta Franchi im Fitting und suchte nach eben dem Outfit, das nun mal ICH bin. „Nein, nein, nein, ahhhh warte – was ist das denn?“ Das – war ein verboten tief ausgeschnittener Body und genau das Richtige für mich. Haut zu zeigen – damit habe ich bekanntlich keine Probleme. Dazu eine Anzugshose für den Kontrast und ein straight geschnittener Blazer. Ein bisschen sexy, ein bisschen edgy und ein bisschen Überraschungseffekt (hellblau!). Ja, am Ende konnte ich sagen MEIN Outfit gefunden zu haben.
Danke Patrick für die wunderbaren Bilder aus Mailand!!