Sonntagspost: über Optimismus und wahre Freunde

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Cafe. Berlin. ein Gespräch.   „Ok Ok ich verstehe, aber wonach suchst du dir denn jetzt deine Freunde aus?“ fragt mich meine Mama und bringt mich damit auf einen neuen Gedanken, denn „es muss ja irgendwas geben, das alle deine Freunde gemeinsam haben?“  Ich denke nach. Was ist die Grundbasis, damit ich jemanden in meinen Freundeskreis aufnehme? Was haben meine Freunde gemeinsam? Sie alle sind ziemlich unterschiedlich, arbeiten in unterschiedlichen Branchen und haben einen unterschiedlichen Humor. Mir fallen auf Anhieb ziemlich viele Dinge ein, die sie unterscheidet. Zumindest mehr als sie verbindet. „Sie sind alle herzensgut!“ Aber ist man nicht auch genau deswegen mit einem Menschen befreundet? Weil er ein gutherziger Mensch ist, dem man vertrauen kann? Ich mein, wer ist schon mit einem Menschen befreundet, von dem er weiss, dass er ein schlechter Mensch ist. Macht nicht wirklich Sinn. Ich denke also weiter.   „Sie sind alle ziemlich schlau. Und fast alle sind auch selbstständig. So verstehen sie meine Lage damit einfach auch viel besser“ meine Mutter guckt mich mit einem schiefen Blick an, der irgendwas widerspiegelt zwischen „wtf?“ und „echt jetzt?“. Stimmt. Das ist kein Grund. Zumindest kein entscheidender. Dann fällt es mir wie Schuppen vor den Augen.   Was ich an meinen Freunden am meisten bewundere ist ihr Optimismus. Ihre positive Ausstrahlung. Ihre Steh-auf-Männchen Mentalität.   Als wir noch jung waren, waren wir alle irgendwie gleich. Erst mit den Jahren kamen die Schicksalsschläge, die die Spreu vom Weizen trennen. Kinder sind fast alle gutgläubig und der Welt positiv gestimmt, doch mit der Zeit widerfahren uns schlimme Sachen und manchmal erliegt unsere Seele unseren Verletzungen und bekommt schwarze Schatten. Wir werden mürrisch und unser Optimismus wird immer mehr durch negative Gedanken ersetzt. Und dann gibt es die Seelen, die sich ihrer Herzlichkeit nicht mal eben einfach berauben lassen und das ist weitaus schwieriger.   Optimismus ist für mich ein Zeichen von Stärke, wahrer Stärke, denn nichts ist schwerer und zeigt von echter Größe auch in Scheiss-Situationen eine aufrechte und stolze Haltung zu bewahren. Nichts verlangt mehr Kraft als ein Lächeln zu bewahren, auch dann, wenn es eigentlich nichts mehr zu lachen gibt. Insbesondere dann, wenn man eigentlich in Selbstmitleid versinken möchte. Ja, in meinen Augen ist Optimus die Königsdisziplin der Charaktereigenschaften und genau deswegen ist sie auch so bewunderswert.   Pessimisten betrachten Optimisten als blauäugige Naivlinge und vielleicht mag das auf den ein oder anderen zutreffen, aber keinesfalls auf einen meiner Freunde. Sie haben alle ganz unterschiedliche Herausforderungen des Alltags zu meistern und genau diese bewältigen sie mit einem Lächeln. Auch wenn das Leben einem manchmal übel mitspielt und Beinchen stellt. Immer nur die positiven Seiten des Lebens zu sehen? Ich wünschte, ich könnte das auch. Klar, ich versuche immer positiv zu bleiben, ein Lächeln auf den Lippen zu tragen, auch bzw. gerade dann, wenn das Leben mir den Mittelfinger zeigt, aber ihr wisst vermutlich selbst, wie verdammt schwer das manchmal ist.   Denn wenn ich etwas nicht kann – und will(!), dann mich zu verstellen. Das liegt mir einfach nicht, dafür bin ich zu direkt – und wer weiss, vielleicht ist genau das die Eigenschaft, die meinen Freunden wiederum an mir so gefällt.    

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12 Kommentare

  1. Bin gerade auf der Suche nach interessanten Fakten für meinen Optimisten Blog. Schön, dass Du auch zu den positiven Menschen gehörst.

    Da hast Du Glück. Denn es ist erwiesen, dass positiv denkende Menschen länger leben.

    Liebe Grüße
    Daniel

  2. Sehr interessanter und schön geschriebener Post!
    Ich stimmt dir total zu Optimismus ist wirklich wichtig und teilweise sehr schwer zu erhalten und überhaupt zu haben, ich denke allerdings, dass manche Menschen Optimismus damit verwechseln, dass man auch nicht kritisch mit dem Leben und seinem Umfeld umgehen kann. Immer positiv bleiben auf jeden Fall aber alles durch eine rosarote Brille sehen und nie sich mit Dingen kritisch auseinandersetzten und auch mal was negativ sehen, finde ich ist auch nicht das Wahre!

    Aber die meisten Dinge sind ja zweischneidige Schwerte, so dass man immer schauen muss, dass man nicht zu extrem in eine Richtung geht. Der Post hat mich sicherlich zum denken angeregt :-)

    CHRISTINANISTA.COM

  3. Wunderbarer Text! Enthält viel Wahrheit und regt durchaus zum nachdenken an ;) Bin grad ziemlich am Überlegen, was eigentlich meine Freunde gemeinsam haben …

    Viele Grüße,
    Fiona

  4. Ich finde es bemerkenswert, dass du mit deiner Mum solch tollen Gespräche führen kannst! <3
    Ich habe es oft genug miterlebt, dass es nur den Optimismus und die mitreissend gute Laune eines anderen braucht, damit du dich auch wieder aufraffen kannst. Wenn man dazu neigt, alles eher schwarz zu sehen, kommt dann diese leuchtente Person die dir eine andere Möglichkeit zeigt, und schwupp bist du nicht mehr ganz so niedergeschlagen!
    Auch wenn sie dir vielleicht mit deinen eigenen Problemen nicht helfen kann, die Art alleine reicht meist schon, ein wenig Kraft zu tanken. <3

  5. Wie immer sehr schön geschrieben! Ich finde es auch wichtig sisch mit positiven Menschen zu umgeben, die nie aufgeben und sich auch gegenseitig motivieren können.
    X, Ania

  6. Optimismus ist wirklich eine wichtige und so seltene Eigenschaft – meiner Meinung nach. Den Meisten fällt es doch leichter sich hängen zu lassen und sich in Selbstmitleid zu suhlen. So bekommt man die nötige Aufmerksamkeit. Aber hey nicht jedem scheint immer die Sonne aus Arsch und ich denke, dass in gewissen Maße auch Selbstmitleid erlaubt ist. Das Leben ist ja bekanntlich eine miese Hure, die uns gerne fertig machen will. Manche haben Glück und werden lange verschont, aber auch irgendwann müssen sie sich auch mit der Realität auseinandersetzten. Auch wenns nicht immer einfach ist, versuche ich immer optimistisch den Tag zu bestreiten. Das Leben ist doch viel zu kurz um alles so schwarz zu sehen. Ich habe ein kleines Kind und versuche auch täglich die guten Seiten des Lebens zu sehen, auch wenns manchmal echt scheiße ist. (Vollzeitjob, Alleinerziehend und Halbwaise)

    Du hast wirklich tolle Freunde, aber das weißt du mit Sicherheit selbst. Sie sind für uns da und sie verstehen uns. Und manchmal färben einige ihrer Charaktereigenschaften positiv auf uns ab :)

  7. Stimme ich voll und ganz zu! Mit Freundschaften ist es wie mit Beziehungen – sei mit den Menschen zusammen, die dich zu einem besseren Menschen machen! Ich bin leider auch einer von den eher pessimistisch eingestellten Menschen und bin über jede Person in meinem Leben dankbar, die sagt “Scheiß drauf, mach weiter!” und sich von Niederlagen nicht runterziehen lässt :)

    xx Ola
    blogdirtysecret.blogspot.com