Das Leben ist kein Wunschkonzert

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Die Lippen zusammengepresst, eine Augenbraue leicht angehoben. Ich kann mich noch genau an den Blick meiner Freundin erinnern, als sie mir diesen Satz sagte nach einem persönlichen Rückschlag. Er war irgendwie von oben herab, selbstgefällig und belehrend. Heute sind wir keine Freunde mehr. Doch dieser Satz sollte mir im Gedächtnis bleiben und mich noch länger begleiten, auch nach unserer Freundschaft. Und nicht nur er. Auch viele Andere. 

Ich glaube ganz grundsätzlich gehört es zu den Vorzügen des Älter-werdens, dass man anfängt Dinge, Menschen und Werte zu hinterfragen und kritisch zu werden. Die Welt verändert sich und das tun auch wir. Irgendwann erkennen wir, dass die Eltern nicht immer Recht haben und auch nicht die Lehrer, Professoren oder Chefs immer richtig liegen.  

Wir hinterfragen, wir kritisieren und manchmal akzeptieren wir.

Doch was ist mit unseren Glaubenssätzen?
Einmal gehört, nisten sie sich bei uns ein und bestimmen von da an unser Leben, ohne noch mal auf ihre Gültigkeit überprüft zu werden. Passen diese Werte überhaupt noch zu uns, unserer Gesellschaft und unserer Realität? Sind sie nicht schon längst überholt?

Es wird mal Zeit den negativen Glaubensgrundsätzen ein Update zu verpassen und sie ein für alle mal zu verbannen, um Platz für neue Ideen und Lebensmottos zu schaffen: Positive Glaubenssätze.

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“Schuster, bleib bei deinen Leisten.” und “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.”

Dieser Glaubenssatz ist nicht nur schrecklich demotivierend, sondern auch schlichtweg falsch. Während man früher noch dachte, dass einmal ergraute Gehirnzellen für immer dahin sind, konnte man heute bereits in einigen Studien feststellen, dass nichts unwiderbringbar verloren ist. Mit den richtigen Übungen, der richtigen Ernährung und einem gesunden Lebensstil bleibt man lange fit und ist durchaus in der Lage auch im Alter Neues zu lernen – man muss es nur wollen und daran glauben. Denn nicht das Alter ist entscheidend, sondern die Motivation. Vielleicht lerne ich im Rentenalter doch noch mal Klavier zu spielen oder werde Yoga Meisterin. Es ist schließlich nie zu spät!

Hier kommt deswegen meine Top 5 an Grundsätzen,
die ich ein für alle Mal abgelegt habe.

“Das Leben ist kein Wunschkonzert/Ponyhof.” oder
“Wir sind hier nicht bei Wünsch-dir-was”

Kaum einen Glaubensgrundsatz sitzt bei mir so tief wie dieser, denn so lange ich denken kann, wurde ich mit Sätzen wie diesen konfrontiert und dadurch auch klein gehalten. Wie fatal dieser Glaubensgrundsatz eigentlich ist, war mir früher nie bewusst. Ich finde dieser Glaubenssatz kommt so unschuldig daher, er klingt sinnvoll und nachvollziehbar, gar nicht so böse und sicherlich hilft er in der ein oder anderen Situation, doch darin liegt auch die Tücke. Denn denkt man diesen Satz zu Ende, prophezeit er ein unglückliches, fremdbestimmtes Leben. 

Was ist falsch daran, sich im Leben etwas zu wünschen?
Warum sollte der Wunsch nicht in Erfüllung gehen?
Warum muss das Leben unbedingt schwer und frustrierend sein?
Sollte das Leben nicht viel eher das Gegenteil sein: Ein Wunschkonzert nämlich.

Natürlich kann man nicht alles im Leben beeinflussen, vieles liegt nicht in unserer Macht, doch Wünsche und damit auch Ziele zu haben, denen man nachgeht, sind ausschlaggebend für ein glückliches und erfülltes Leben. Beraubt man sich der Wünsche, beraubt man sich auch des Glücks, denn sie sind der erste Schritt dahin.
Deswegen lautet meine Devise: Ich wünsch’ mir was!

“Wer schön sein will, muss leiden.”

Ich finde immer, dass dieser Glaubensgrundsatz immer suggeriert, dass man nicht natürlich schön sein kann. Dabei ist eigentlich genau das Gegenteil der Fall! Ich bekomme beispielsweise viel mehr Komplimente, wenn ich nur wenig bis gar nicht geschminkt bin und mich eher für Jeans und Sneakers entscheide, statt für Mini und High Heels. Und auch später stellt sich die Frage: Sind wirklich die Menschen schöner, die sich zig Behandlungen unterziehen oder die, die in Würde und voller Lebensfreude altern? Und verursacht nicht ausgerechnet das Leiden allen voran ein paar unangenehme Falten? Ich glaube, um schön zu sein und es vor allem zu bleiben braucht es allen voran Disziplin: Regelmäßiger Sport, eine gesunde Ernährung, viel Schlaf und ein bisschen mehr Liebe zu sich selbst. Nur eins braucht es garantiert nicht: Leid.

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“Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.”

Wer mich länger kennt (und auch ließt), der weiss, dass ich diesen Glaubenssatz noch nie so richtig für mich angenommen habe – und vermutlich auch nicht mehr werde. Denn Schweigen und Wegsehen sehe ich häufig als großes Problem unserer Gesellschaft. In unserer Demokratie hat jeder eine Stimme, die er auch nutzen sollte. Wir sollten mehr Mut haben das Schweigen zu brechen und endlich mehr (miteinander) reden. Darüber, was uns beschäftigt, was wir uns für die Zukunft wünschen vor allem, wenn wir etwas gut finden. Denn nicht der Dialog ist das Problem, sondern wie er geführt wird.

Die eigentliche Königsdisziplin und damit GOLD ist es einander zuzuhören, mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen und auch mal zugeben zu können, wenn man falsch liegt. Denn an einen Grundsatz glaube ich dafür umso mehr:

“Irren ist menschlich.”

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“Erst die Arbeit,
dann das Vergnügen.”

Eine Überzeugung, mit der auch ich häufig konfrontiert werde, ist die Vorstellung, dass Arbeit keinen Spaß machen darf. Arbeit muss hart und schwer sein – erst dann tut man was für sein Geld.

Was ein Blödsinn! Warum sollte ich so viel Zeit meines Lebens mit etwas verbringen, das mir überhaupt keine Freude bereitet?

 Natürlich bringt jede Arbeit auch Aufgaben mit sich, die möglicherweise weniger Spass machen, als Andere, doch ganz grundsätzlich kann ich mit diesem Glaubenssatz nichts anfangen. Weil ich so viel Freude an meiner Arbeit habe und sie gerne mache, schätzen Andere sie wiederum als besonders einfach ein. Auch diese Einschätzung und damit Degradierung meines Jobs, meiner Leidenschaft und damit auch meiner Person ärgert mich manchmal. Doch deswegen meine Arbeit weniger gern zu machen? Kommt nicht in Frage.

Ich liebe meinen Job,
denn wenn es manchmal auch viel Arbeit ist, so ist es auch ein großes Vergnügen!

Das war meine persönliche Top 5 der negativen Glaubensgrundsätze, die ich erfolgreich bekämpft habe und aus meinem Leben verbannt habe. Welchen Glaubensgrundsätzen würdet ihr ein Update verpassen? 

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6 Kommentare

  1. Boorrrrrr dieser Beitrag ist so gut. Fuck.
    Ich habe diese Aussagen/Sprüche tatsächlich noch nie von einer anderen, kritischeren Perspektive betrachtet. Wow, ich bin gerade echt sprachlos. Du hast mir gerade ein bisschen den Horizont erweitert. Danke dafür, Masha! Besonders getriggert hat mich hierbei Nummer 1.

    PS: mir ist vorhin aufgefallen, dass mein eigener Blog demnächst fünf Jahre alt wird. Das bedeutet, dass ich dich schon mindestens 6 Jahre lese. Wow. <3

    Ganz modische Grüße!

    Mister Matthew
    https://www.mister-matthew.de

    1. Danke dir! Krass – so lang schon!

      Ja, mir ist damals auch echt ein Licht aufgegangen, dass das echt Bullshit ist diese Glaubensgrundsätze. Freu mich, wenn es dir da ähnlich geht :D