Influencer: Künstler oder Dienstleister?

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Vor einiger Zeit geriet ich in eine Diskussion mit meinem Umfeld durch einen einfach, beiläufigen Satz: “Du bist doch Dienstleister.”

Halt Stopp.
Ich bin.. was?

Sven Marquardt ist nicht nur der härteste Türsteher der Welt, sondern auch Fotograf – und Künstler!

Ich kann auch nicht genau sagen warum eigentlich genau, aber in dem Moment sträubte sich alles in mir.
Ich? Dienstleister? Ich bin doch Künstlerin!
Und eigentlich stand das nie in Frage. Bis heute jedenfalls.

Doch wie das manchmal so ist, wenn Fremd- und Eigenwahrnehmung auseinander driften, kommen hier und da erstaunliche Erkenntnisse ans Tageslicht. Denn die Selbstverständlichkeit mit der man mich in meinem privaten und teils auch familiären Umfeld als Dienstleister betrachtete (du erfüllst Kundenaufträge, also bist du Dienstleister) ließ mich erstaunt, verwirrt und fragend zurück.

Die Begründung:
Ein Künstler verkauft seine freie Kunst.
Ein Dienstleister wickelt Aufträge ab, auch wenn er kreative Freiheiten hat, so bleibt das eine Dienstleistung.

Dienstleistung ist in der Umgangssprache und in der Wirtschaftswissenschaft ein immaterielles Gut, das entsteht, wenn ein Wirtschaftssubjekt für ein anderes eine entgeltliche Tätigkeit ausübt.

Ironischerweise war es weniger die Erkenntnis, dass da vielleicht etwas an der Idee, Influencer wären Dienstleister, dran sein könnte, als viel mehr die Erkenntnis, wie mein Umfeld mich betrachtet, die mich schockiert hat. Gleichzeitig wollte ich diese Frage auch für mich beantworten:

Wo hört die Kunst auf und wo beginnt die Dienstleistung?

Jetzt kann vieles als Kunst gedeutet werden. Unumstritten ist jedoch der klassischen Künstler, der Bilder malt und diese verkauft, der Musiker, der seine Gefühle in Musik ausdrückt und Konzerte spielt oder auch der Autor, der Geschichten erzählt und Bücher verkauft.
Für mich eindeutig Künstler.
Doch was ist mit all den Berufen dazwischen?
Was ist mit den Moderatoren, Fotografen, Journalisten, Grafikern, Modedesignern – und ja, auch Influencern?

Diese Berufe leben teilweise von Auftragsarbeiten, beispielsweise kann ein Moderator seinen Witz und Esprit erst in einer Sendung zeigen, ein Modedesigner, der möglicherweise nicht unter seinem eigenen Label arbeitet (wie Phoebe Philo), kann trotzdem auch Kunst auf den Laufsteg bringen und Influencer? Was macht ein Influencer?

Vermutlich sollte man auch hier genauer unterscheiden, denn sicherlich kann man sagen, dass nicht jeder Influencer Künstler ist, und sicherlich sind viele eher Dienstleister mit kreativem Anspruch.

Doch was ist eigentlich ein Künstler?
Laut Wikipedia werden “als Künstler und Künstlerin heute die in der Bildenden Kunst, der Angewandten Kunst, der Darstellenden Kunst sowie der Literatur und der Musik kreativ tätigen Menschen bezeichnet, die als Arbeiten bezeichnete Erzeugnisse künstlerischen Schaffens hervorbringen.

In meinen Augen ist Kunst immer auch die Fähigkeit etwas zu erschaffen, das Gedanken und Gefühle auslöst und sie in eine bestimmte Richtung lenkt.
Schafft man das auch mit einer Produktplatzierung?
Und ist Werbung dann auch Kunst?

Melora Kuhn zeigt in ihrer ersten Skulpturausstellung Frauenköpfe

Ein Mann malt mit seinem Verstand und nicht mit seinen Händen.

Michelangelo

Als Influencer arbeite ich kreativ, produziere Texte und Bilder, deren Ideen aus mir selbst heraus entstehen (auch die für Auftraggeber) und versuche mit meiner Arbeit Menschen zu inspirieren oder zum Denken anzuregen. Gleichzeitig ist die Plattform und die Branche in der ich arbeite auf Kommerzialisierung und Mainstream ausgerichtet. Anders formuliert:

Instagram ist Konsum.
Kunst ist Pop.
Und Künstler sind heute Unternehmer.

Bin ich jetzt also ein Künstler oder wäre das zu anmaßend? Ist der Begriff eines Dienstleisters vielleicht einfach zu eng gefasst und zu negativ konnotiert? Bin ich möglicherweise einfach beides? Ist es vielleicht falsch sich festlegen zu wollen? Bin ich vielleicht ein Künstler, der seine Dienstleistungen anbietet? Ist das nicht paradox?

Auch nach diesen Erwägungen fühle ich mich kein bisschen weitergekommen in meiner eigenen Identitätsfrage.
Also habe ich mal andere Influencer gefragt, wie sie die Sache so für sich sehen:

Riccardo Simonetti:

Ich selber verstehe mich als Künstler bzw. als Unterhalter. Mein Traum war es immer Menschen inspirieren zu dürfen und zu unterhalten und das darf ich durch Social media jeden Tag. Ich stelle jeden Tag Content ins Netz, dessen Produktion den ganzen Tag in Anspruch nimmt und nur dazu gedacht ist Menschen zu unterhalten, darüber hinaus stelle ich das alles kostenlos ins Internet. Das geht aber nur in der Form, solange ich das durch Werbeanzeigen finanzieren kann. Jeder sponsored post (der im Übrigen mit genauso so viel Spaß konsumiert werden kann, wie unbezahlter Content) ermöglicht die 10 darauf folgenden Posts, die einzig und allein der Unterhaltung dienen. Das ist doch im Fernsehen und in Zeitungen nicht anders: Werbung finanziert den restlichen Inhalt. In der Kunst übrigens auch. Jede Auftragsabwicklung bietet einem Künstler den Luxus auch weiterhin Dinge zu tun, die einzig und allein der Kreativität dienen. Nur wer Werbung macht, kann auch dauerhaft Content produzieren, ansonsten wird es nie mehr sein als ein Hobby. Ich fühle mich aber nicht weniger als Künstler, bloß weil ich mich für meine Kunst auch bezahlen lasse. Natürlich entwickelt man mit einem Kunden oft eine Kooperation, die sich vielleicht ein bisschen zu dem sonstigen Content unterscheidet, aber das fordert ja oft die eigene Kreativität heraus, nämlich werblichen Content für den User genauso unterhaltsam zu gestalten, wie Nicht-Werblichen. Und am Ende des Tages bin ich die Plattform und der Entscheidungsträger, ob ein Inhalt veröffentlicht wird und das ist der elementare Unterschied zwischen einem reinem Dienstleister und einem Künstler: Die Fähigkeit selbst zu entscheiden.

Carola Pojer:

Ich sehe viennawedekind.com primär als Inspirations- und Informationsquelle, was wiederum Dienstleistung UND Kunst beinhaltet. Einerseits bin ich Fotografin, Redakteurin und Visual Artist, dh. ich kanalisiere meinen kreativen Zugang zu Mode und Kunst in unique content für meine Kanäle. Andererseits verbreite ich dadurch Information (was ist neu? was ist empfehlenswert?) und Inspiration, was man natürlich als Dienstleistung sehen kann. Müsste ich mich allerdings zwischen beiden Begriffen entscheiden, würde ich Künstlerin wählen. Schliesslich ist meine Bildsprache und Kreativität nicht einfach durch XY zu ersetzen, was bei Dienstleistern allerdings meist der Fall ist.


Olja Ryzevski:

Ich denke, dass es reine Interpretationssache ist. Jeder Blogger, Influencer oder Person des öffentlichen Lebens hat ja seine eigenen Sichtweisen, eigenen Ideen und Ziele, die er verfolgt und kann das gestalten wie er oder sie das möchte. Ich persönlich sehe mich vordergründig als einen Künstler an. Es macht natürlich Sinn, dass viele das anders sehen und es stimmt auch, dass wir uns wirklich oft an Briefings und Deadlines halten müssen. Bei mir kommt hier aber etwas Anderes ins Spiel: die Kreativität. Unsere Kunden bzw. Brands wollen mit uns aus einen bestimmten Grund zusammenarbeiten. Sie wollen nämlich ihr Produkt in eine kreative Szene umsetzen. Und da suchen sie sich passende Kandidaten hierfür aus, die bereits ein eigenes Image besitzen bzw. einem eigenen Style folgen. Wir setzen dann diese Produktion für den Kunden kreativ um, überlegen uns Ideen und erfinden neue Wege diese Ideen auf eine Art und Weise auf unseren Kanälen zu integrieren, sodass es auch zu unserem Stil passt. Bei mir ist es nämlich der Prozess, der meine Arbeit zur Kunst macht und ich stecke da auch viel Energie und Zeit hinein. Somit ist es für mich klar, dass meine Tätigkeit ohne Inspiration und ohne Kreativität gar nicht so entstanden wäre. Außerdem muss man sich ebenfalls bewusst sein, dass wir hier ja nur von einem Teil eines großen Ganzen reden. Leiste ich einen Dienst, wenn Brands zu mir kommen und eine Kooperation anbieten? Ja, auf jeden Fall. Basiert meine Tätigkeit lediglich auf materiellen Interessen? Nein, sonst würde mein Blog/Profil und meine Bilder/Videos ganz anders aussehen. Ich sehe die Kategorie Dienstleistung als eine natürlich existierende Kategorie meiner künstlerischen Tätigkeit an, welche eine Vielfalt an weiteren Aspekten wie eigene Ideen/Projekte, meine Vision und Lebensstil, das Image und eigenes Gedankengut mit sich bringt. Ist denn letztendlich nicht die Nachfrage nach einem bestimmten Künstler und seinen Werken das, was ihn berühmt und erfolgreich macht? Ob und wie das auf der geschäftlichen Ebene umgesetzt wird, ist eine andere Frage.


Thomas Demand’s Stop Motion Animationen wirken unheimlich, fast gespenstisch.

Erstaunlicherweise sehen sich die meisten Influencer (auch die, die ich im Privaten gefragt habe) als Künstler. Um genau zu sein: alle.
Und sie alle reagierten ähnlich geschockt, als ich sie mit dieser Frage konfrontiert habe und die Option in den Raum gestellt habe, sie könnten ja “nur” Dienstleister sein.
Und alle hatten mehr oder weniger denselben Grund angebracht, warum sie sich als Künstler verstehen: Sie produzieren eigenen Content, eine eigene Bildsprache und interpretieren und integrieren Werbepartner auf ihre eigene, kreative Art und Weise. Das Gegenteil jedoch spiegelte sich bei meiner Community wider. Ich ließ euch abstimmen und die große Mehrheit stimmte für… Dienstleister.

Es ist ein bisschen so, als würde ich bei “Wer wird Millionär” sitzen, hätte meinen Publikumsjoker und meinen Anruf eingesetzt und wäre danach noch immer ratlos.
Vielleicht gibt es für manche Fragen keine eindeutige Antwort.

Doch wenn ihr euch entscheiden müsstet: Was wären dann Influencer?
Künstler, Dienstleister oder nichts davon?

Noa Eshkol’s Motto lautet: “Ich folge keiner Regel, keiner Theorie – nur Leidenschaft” – und mit der fertigt sie auch ihre besonderen Wandteppiche

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34 Kommentare

  1. Hi masha, ich habe leider gerade keine zeit den beitrag zu lesen; hole es aber heute abend nach. Die Frage hattet ihr ja aber auch im Podcast gestellt und meine Antwort darauf wäre eher, dass ich dich und auch Lisa/ bzw Blogger Bazaar als Kreative seht. Ich habe bei Influencer auch seltenst an Kunst gedacht- ein tolles Bild auf Insta ist für mich keine Kunst. Vielleicht liegt es aber auch eher an der Plattform. Manche großen Influencer sehe ich als Marke/ Fashion Kenner an und manche machen für mich echt nur plumpe Werbung ohne Mehrwert ohne Fokus auf Anspruch. Das sind dann Dienstleister für Marken in meinen Augen.

    Wie schon im Podcast erwähnt, haben wir Deutschen da vielleicht ein enges Kunstverständnis und das spiegelt sich denke ich auch in meinem Blickwinkel. Ich als dein ‚Follower‘ seh dich als deine eigene Kreativ/ Art Direktorin mit deinem Blog als Fläche… macht das Sinn? Und ich glaube für viele ist es schwer im digitalen Raum diesen Kunstbegriff anzuwenden. Manche deiner Bilder sind sind so ‚wow‘- da könnte man bestimmt ne Galerie bestücken und dann würden evtl. mehr Leute sagen ‚das ist Kunst‘.

    Noch etwas: Der Begriff Influencer ist außerhalb eurer Berufsbild-Blase zu 70% bestimmt nicht positiv konnotiert. Und ich glaube man kann das auch nicht ändern, da einfach viele ‚Mainstream‘ sind und diesen Konsumgedanken wahllos weiter pushen- das nervt viele. Und diesen mainstream bekommt man eben nonstop zu sehen. Umso mehr freue ich mich persönlich dich entdeckt zu haben und freue mich auf deinen Content dieses Jahr! (Und sich selbst als Künstler zu sehen, wenn andere nicht diese Meinung teilen, ist ja vllt eher anspornend bzw. spiegelt die eigene Vorstellung wieder)

    Hoffe es war nicht zu verwirrend, am Handy tippt man nur so los hihi. Liebe Grüße

    1. hahah nein, es war nicht verwirrend. umso mehr habe ich mich über deinen Kommentar gefreut :)
      Dass es auch unter Influencern solche und solche gibt, ist vermutlich in jedem Beruf so. Umso mehr freut mich deine Wertschätzung daher!

  2. Mein Gott wie eingebildet Sie ist. Sie macht den ganzen Tag Werbung und beschwert sich, wenn sie als Dienstleister betitelt wird. Meine Güte. Was soll es denn sonst sein? Content-Creator (Schreckliches Wort)? Was denn für ein Content? Sich in Designer Klamotten in unterschiedlichen Landschaften fotografieren zu lassen? Wow. Das ist mal Content. Die meisten kleinen Mädchen, die hier immer wieder Puderzucker in den Arsch blasen, können sich die Klamotten doch nicht mal leisten. In was für einer Welt leben wir eigentlich? Hier geht es doch immer nur um Konsum und noch mehr Konsum….wie sinnlos!

  3. Ich denke, man muss klar zwischen Kommerz, Kunst und Kreativität klar unterscheiden. Influencer sind schlicht selbstständig Werbetreibende, die mal mehr oder weniger kreativ sind und sich primär mit der Verbreitung von Konsumgütern gegen Honorar beschäftigen. Kunst ist ein langer Prozess, der eine Vertiefung in eine bestimmten Materie beinhaltet, die in der Gestaltwerdung einer persönlichen Vision gipfelt (und die Geldfrage erst mal außen vor lässt).
    Wenn eine persönliche Vision nicht über eine (hübsche oder aufwändige) Präsentation alltäglicher Massen-Konsumgüter hinausgeht, hat das nichts mit Kunst zu tun. Und nur, weil etwas Hübsches in einer Galerie hängt, muss es nicht zwangsläufig Kunst sein.
    Innovative Influencer nutzen zwar kreative oder künstlerische Erzeugnisse Dritter (wie Fotografien oder Designer-Mode) aber am Ende bleiben die individuellen Ausdrucksformen beschränkt. Wer eine breite Zielgruppe erreichen möchte, bleibt in Bild und Text massentauglich. So gut wie oder besser als Werbung darf es schon sein, aber bitte nicht zu abgedreht. Die Leserschaft soll ja auch verstehen, worum es geht. Man könnte eher sagen, dass Influencer gar keine Kunst machen können, da eine Abhängigkeit von Konsumgütern und Werbepartnern gegeben ist und eine Befriedigung der Leserschaft zur Zielsetzung gehört. Ist doch völlig OK. Die Frage ist doch eher, warum Dir diese Zuschreibung wichtig ist? Warum muss es für Dich das Etikett “Kunst” sein?

    1. Hi Edna,

      spannender Ansatz, den ich allerdings nicht ganz teile.
      1. Ist ein Influencer nicht immer automatisch “massentauglich”
      Beispielsweise habe ich mich dazu entschieden etwas zu entwerfen, das nicht unbedingt die Masse anspricht und ein Account nicht nicht aufs Wachsen ausgelegt ist. Mit einem Sonntagspost habe ich bisher auch noch keinen Cent verdient. Sowieso finde ich es schwierig Kunst und Kommerz voneinander zu trennen, denn was war dann beispielsweise Andy Warhol? War er eine Art Vor-Influencer?

      Ich glaube es ist grundsätzlich falsch anzunehmen, dass Influencer in erster Linie Menschen sind, die durch Produktplatzierungen in Social Media Geld verdienen. Meiner Meinung nach sind Influencer erstmal Menschen, die eine bestimmte Reichweite haben in einem oder mehreren sozialen Netzwerken bedingt durch den Inhalt, den sie dort hinterlassen.

      Ich persönlich sehe mich überhaupt nicht als Dienstleister, hauptsächlich weil mein Beruf meine Identität ist, und das Gegenteil davon ist nun mal ‘Künstler’

  4. Ein sehr spannender Beitrag, wo die Antwort nicht direkt aus einem schießt, sondern zum Nachdenken anregt.

    Ich könnte mich da nicht bei jedem festlegen. Einige Accounts halten Produkte in die Kamera – das sind zwar auch Influencer, aber in meinen Augen keine Künstler. Andere posten Selfies von sich uns kriegen eine Menge Geld für ihre (eventuell gekauften) Follower. Ist das dann Kunst?

    Bei dir und anderen sehe ich natürlich ganz anders und es ist ein ganz anderes Niveau!

    Aber generell denke ich, dass man sollte sich so sehen, wie man es selbst möchte und nicht darüber aufregen sollte, wenn jemand anderer Meinung ist. Schließlich gibt es für diese Branche ja kaum Vorgaben und keine richtige Berufsbezeichnung.

    Liebe Grüße
    Katja

    http://www.cestlevi.blog | Follow me on Instagram

    1. Hi Katja,

      vermutlich ist das so, ja.
      Influencer, die ihren Kanal als QVC missbrauchen sind auch in meinen Augen keine Künstler. Ich schätze die Leidenschaft ist der herausstechende Faktor.

      xx

  5. Puh sehr schwierig zu beantworten… ich habe auf Instagram damals nicht mit abgestimmt, weil ich mich nicht entscheiden konnte…
    Es gibt Personen denen ich auf Instagram folge und deren Blog ich lese die ich definitiv als Künstler wahrnehme, dazu gehörst du und beispielsweise auch Riccardo Simonetti. Aber es gibt auch Influencer die ich immer mehr als reine “Werbeplattformen” wahrnehme und die für mich dadurch immer mehr zu Dienstleistern werden. Denen folge ich meistens dann aber auch schnell nicht mehr ;)

    Viele Grüße,
    Fiona

  6. Ein echt interessanter Beitrag! Darüber habe ich mir um ehrlich zu sein auch schon Gedanken gemacht. Klar, viele Accounts auf Instagram sind sehr kunstvoll gestaltet, schön anzusehen, da steht ein Haufen Arbeit dahinter. Wenn dann aber unter jedem Bild der Vermerk “Anzeige oder Werbung” steht, stellt das die Kunst schon ein wenig in den Schatten. Nichts desto trotz folge ich gerne Influencern und lasse mich inspirieren.

    Liebe Grüße,

    Leonie von http://eyeoftehlion.de

    1. Hi Leonie,

      ja, das verstehe ich, aber ich muss beispielsweise unter fast jedes Bild Anzeige schreiben, weil die Rechtslage es aktuell so vorsieht.
      Wenn ich Marken tagge, die ich im Bild trage: Werbung
      Wenn ich meinen Freund verlinke: Werbung
      Wenn ich Fotografen verlinke (was man ja urheberrechtlich eh machen sollte): Werbung
      Wenn ich einen Ort tagge: Werbung

      Leider verbirgt sich hinter dem Hinweis Werbung nur selten “echte”, also bezahlte Werbung

  7. Das ist echt eine super spannende Frage! Ich glaube das hängt auch stark vom Content ab. Wenn ich auf meinem Blog zum Beispiel Reise Tipps oder ähnliches gebe, dann sehe ich das nicht als Kunst. Sondern als wichtigen Mehrwert für die Leser. Ist das dann schon eine Dienstleistung? Ich kann es auch nicht genau beziffern. Wenn ich andererseits beim Thema Mode versuche ganz kreativ Bilder zu erstellen kann es schon in die Richtung Kunst gehen. Wobei ich mich ehrlich gesagt auch nicht als Künstler bezeichnen würde – das würde mir gefühlt fast schon zu viel Druck selbst geben ganz bewusst kreativ zu sein. Das würde ich auch nicht wollen. Echt schwer ;)
    LG
    Brini
    http://www.brinisfashionbook.com

  8. Dein Artikel hat mich wirklich zum nachdenken angeregt. Ich muss gestehen, dass ich bei deiner Storyabstimmung erst für Dienstleister getippt habe, aber wenn man nur dein Profil anschaut wird sofort klar, dass das definitiv Kunst ist. Die mich immer wieder auf dein Profil klicken lässt, die mich Bilder screenshoten lässt und mich wirklich inspiriert und fasziniert. Ich bin Maßschneiderin und mir stellt sich diese Frage auch öfter: Führe ich nur Kundenaufträge aus oder erschaffe ich aus Zweidimensionalen ein Dreidemensionales Kunstwerk? Zu Weihnachten habe ich meinem Freund einen Pullover genäht und das erste was er nach dem Auspacken gesagt hat war: Wow, du bist eine Künstlerin! Und ich denke genau das ist die Definition für Kunst: Emotionen in Menschen hervorrufen.
    Danke dass du mit deinen Posts und Input meine Emotionen anregst!

    1. immer wieder sehr sehr gern!
      Und ehrlich gesagt ist Mode für mich durchaus Kunst, aber das ist mein persönliches Empfinden (zumal Mode ja aus einem Bild heraus erschaffen wird)

  9. Also ich hatte bei Instagram für Künstler gestimmt, denn deine Art der Umsetzung find ich sehr künstlerisch. Und für mich kommt es auf den Hintergedanken an. Die Influencer die nur Geld verdienen wollen, für alles mögliche Werbung machen und (gefühlt) nicht so viel Kreativität reinstecken sind für mich Dienstleister, aber Menschen wie du die ihre Arbeit als Kunst verstehen, sich viele Gedanken darüber machen, begeistern und bewegen wollen fallen für mich unter den Begriff Künstler.

  10. Hi Masha, ich habe Design studiert und meiner Meinung nach sind auch die meisten (nicht alle) Designer keine Künstler. Wenn ich als Designerin in einer Agentur angestellt bin, bin ich keine Künstlerin. Meiner Auffassung noch nicht einmal, wenn ich selbstständig arbeite. Obwohl ich da problemlos bei der KSK mitmachen kann… Kunst hat für mich immer etwas Ungewisses. Es kann toll klappen, aber auch total floppen. Kunst zu definieren, ist eh schwierig. Influencer sind kreativ und machen spannende Sachen, aber Kunst ist irgendwie nochmal was Anderes. Bei dir zB grenzt es sehr eng an, wenn ich deinen Insta-Feed sehe, dann ist das Kunst für mich. Aber eine eigene Bildsprache und ein bisschen Kreativität reicht für mich nicht aus, um Kunst zu definieren. Künstler sind für mich frei, Design ist angewandt und kann so überwiegend klar abgegrenzt werden. Das hat dann aber auch wieder mit dem Anspruch zu tun, den man selbst an Kunst stellt.
    Aber super spannendes Thema :)

    1. Hi Ruth,

      das verstehe ich auch total. Mein Freund ist auch Designer und er sieht das wie du und sich selbst als Dienstleister und weniger als Künstler. Deswegen fand ich die Diskussion ja auch grade so spannend, aber schön zu hören, dass du da auch mit haderst :)

  11. Liebe Masha,

    Für mich bist du erst in letzter Zeit zu einer Künstlerin geworden. Am Anfang von Instagram & Co. waren die heute so genannten influencer für mich Künstler , weil es das , was sie taten, so vielleicht noch nicht gab und weil es jehnseits von Likes, followers etc wirklich um die Kreativität ging. Dann würde alles sehr sehr einheitlich. 9 von 10 Influencern kannst du anhand des Feeds nicht mehr voneinander unterscheiden. Ich weiß noch wie du in dem Podcast mit Lisa gesagt hast, dass du frustriert bist und jetzt einfach dein eigenes Ding machst und genau da wurdest du für mich zur Künstlerin. Als dein Feed anfing besonders zu werden und vielleicht auch nicht dem Standard entsprach. Riccardo , du und auch das Team von BloggerBazzar seid für mich einige der wenigen Ausnahmen, die ich wirklich als Künstler werten würde und nicht als Dienstleister. Weil ihr nicht die Produkte in die Kamera haltet, die ich zuvor schon 10x gesehen habe. Weil ihr Themen anspricht, die niemand anspricht. Weil bei euch nicht alles ein rosa, blau, weißes Wunderland gezeigt wird, was mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Weil ihr Bilder postet, auch wenn sie vielleicht nicht perfekt ausgeleuchtet sind – sondern weil sie echt sind.
    Das ist natürlich alles nur meine persönliche Meinung, aber ich hoffe du kannst meine Denkweise etwas nachvollziehen.

    Mach bitte bitte weiter so- denn du bist wirklich einzigartig !
    Becci

    1. Hi Becci,

      danke dir! Deine Einschätzung und dein Lob an dieser Stelle bedeuten mir wirklich sehr viel und sind grade in diesen unsicheren Zeiten, wo ich selbst nicht so genau weiss, wie es weitergeht ein echter Trost :)

      xx

  12. Ich kann es gut verstehen, dass sich viele in der Branche dagegen sträuben als Dienstleister/in angesehen zu werden, geschweige denn sich selbst so zu bezeichnen. Schaut man sich aber die gängigen Definitionen an, bleibt es dennoch dabei: wer mit Aufträgen sein Geld verdient, erbringt in dem Moment eine Dienstleistung. Ich selbst bin z.B. Fotografin, fotografiere Portraits, Hochzeiten, Paare, natürlich auch freie Sachen, aber hauptsächlich sind es Auftragsarbeiten. Viele Kolleg/innen haben mir daher direkt davon abgeraten, mich bei der Künstlersozialkasse zu melden, eh keine Chance. Das kratzt natürlich auch an meinem Ego, denn klar, wie ich die Bilder gestalte, mein Bildlook, der Umgang mit den Menschen auf meinen Bildern entspringt ja mir selbst und meiner Kreativität, wieso sollte ich dann keine Künstlerin sein?
    Ich kenne tatsächlich echte Künstler (Malerei, Installationen) und wenn ich mich mit dem, was sie machen, auseinandersetze, wird der Unterschied schon deutlich. Künstler leben für ihre Kunst, erschaffen sie und zeigen sie erst dann einem Publikum, Galeristen, Ausstellern und freuen sich natürlich wenn sie jemand kauft. Dennoch der Schaffensprozess ist völlig frei, das Risiko – vor allem
    das finanzielle, das sie eingehen so viel größer.
    Im Vergleich zu ihnen fände ich es anmaßend von mir, mich selbst als Künstlerin zu bezeichnen. Daher verwende ich gerne den Begriff „Kreative“ und kann damit schon besser leben. Ggf ist das ja auch für für Blogger/Influencer-Branche ein möglicher Kompromiss?!

    1. Hi Katharina,

      ja auf so eine Lösung habe ich mich mit meinem Freund gestern auch geeinigt. Er sieht die Dinge ähnlich, denn bei der Kunst gibt es keine Vorgaben und keinen garantierten Abnehmer, auch wenn Künstler auch Dienstleister sein können. Ganz schön schwierig eine Linie zu ziehen…

    2. Guter Punkt, wenn man das mal mit (laut Definitionen) “richtigen” Künstlern vergleicht.
      Da geht es nämlich nicht um das Darstellen und in Szene setzen anderer “Marken”, “Firmen” etc.
      Ich kann mich dem nur anschließen.
      Bei einer Dienstleistung gibt es ganz klar eine Nachfrage. Und das ist in meinen Augen bei Bloggern/Influencern ganz klar der Fall.
      Man hat einen Kunden und für den Erfüllt man eben den Auftrag.
      Und das kann man natürlich auch kreativ erfüllen. Das ist aber keine Kunst

      Kunst erfüllt keinen Zweck, ist nicht zweckorientiert.
      Kunst ist nicht zweckgebunden bzw nicht zweckorientiert!

      Und aus diesem Grund ist für mich ein*e Blogger*in ganz klar KEIN Künstler, denn die Arbeit erfüllt einem Zweck.
      Ebenso wie bei Designern auch.
      Design erfüllt auch einen Zweck.
      Moderation erfüllt einen Zweck.
      Werbung erfüllt einen Zweck.

      Das heißt aber nicht, wie schon geschrieben, dass die Arbeit nicht kreativ und hochwertig sein kann!

      1. Hi Isabel,

        grundsätzlich schließe ich mich euch da an.
        Aber laut dieser Definition müsste ich zumindest anfangs eine Künstlerin gewesen sein, als mein Blog noch keinem Zweck diente. War das dann eine Kunstform?

        1. Man kann es ja nicht einfach umdrehen. Kunst schließt aus, dass es zweckgebunden ist. Aber es ist nicht so, dass alles was nicht zweckgebunden ist, Kunst ist. Bisschen wie mit einem Hund und Dackel. Jeder Dackel ist ein Hund, aber nicht jeder Hund ein Dackel. Es ist einfach ein Kriterum als Hilfestellung.
          Das sieht man auch bei der Mode. Sobald es um Haute Couture geht, geht es in Richtung Kunst.
          Ich glaub du musst einen anderen Begriff für dich suchen, als den der Dienstleisterin. Der ist einfach unsexy in dem Sinne. Du bist eine Kreative. So würd ich das eher betiteln!

          1. Ja ich verstehe was du meinst. Ich glaube aber persönlich auch nicht unbedingt daran, dass Kunst zwecklos ist. Verfolgt nicht alles irgendwie einen Zweck?

  13. Interessant….hm für mich ist aber ein Magazin auch nicht Kunst. Influencer sind für mich die nicht analoge Version oder anders gesagt die neue Art von Magazin. Wie eben die Vogue, ELLE, etc.
    Aber Künstler*in?
    Ich verstehe das leider gar nicht. Ein*e Moderator*in ist für mich aber auch kein Künstler*in.
    Grafikdesigner im klassischen Sinne sind es ja auch nicht. Und in der Fotografie gibt es auch eindeutig eine Grenze. Wenn du mehr Auftragsarbeiten hast, wie bei Fotostudios, Hochzeitsfotografie, dann ist es eben auch keine Kunst. Man kann sich durch Dienstleistund mit solcher Fotografie natürlich seine freien Projekte finanzieren. Ein sonntagspost aber zum Beispiel wäre für mich auch keine ‚Kunst‘, sondern redaktionelle Arbeit, eben wie in einem Magazin.
    Das ist auch keine Kritik. Gar nicht!
    Aber auch einfach keine Kunst.

    1. Hi Isabel,
      das kann ich ebenfalls verstehen, weil du eben eine andere Definition hast von Kunst als ich beispielsweise. Ich nehme das nicht als Kritik wahr, mein Umfeld denkt da genauso wie du :)
      Ich finde das eher spannend, weil ich vorher den Kunstbegriff nicht hinterfragt habe :)

  14. Ein sehr komplexes Thema wie ich finde und wenn ich weiter nachdenke wären Köche die ja auch Dienstleister sind auch Künstler. Vor allem im Sternebereich oder auch geschmacklich. Für mich sind Influncer Künstler, da durch die unterschiedliche Bildsprache niemand ersetzbar ist. Ein sehr spannedens Thema

    1. Ich glaube auch hier kommt es darauf an: sicherlich sind viele Köche keine Künstler, aber es gibt einige Künstler unter den Köchen, grade diejenigen, die neue Ideen haben, unerwartet kombinieren und vielleicht sogar einen Stern bekommen. Eindeutig Künstler!