Der Sprung ins kalte Wasser

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„Es ist ganz einfach: Du musst einfach deine Hände im großen Bogen von dir wegbewegen und deine Füße im selben Rhythmus dazu mitbewegen.” Ganz einfach, is klar. Ich habe schwimmen-lernen gehasst. Ich habe das Wasser gehasst und ich habe einfach nicht verstanden, was dagegen sprach, dass ich ganz in Ruhe meine Schwimmflügel weiter benutzen dürfte. Schwimmflügel waren schließlich eine geniale Erfindung. Warum also darauf verzichten? „Nein“, so war der Befehl meiner Mutter, „wir lernen heute schwimmen.“ Also lernten wir schwimmen.

Mal ernsthaft, wer von uns wurde noch nicht ins kalte Wasser geschmissen? Musste von jetzt auf gleich lernen eine neue Situation zu bewältigen und stand vor Problemen, die unlösbar schienen? Manchmal sind es die kleinen Sachen, die uns vor Herausforderungen stellen wie Amtsanträge oder Putzaktionen, manchmal sind es aber auch große Dinge wie ein neuer Job, der Wechsel in eine neue Stadt oder eine schwere Krankheit. Früher oder später müssen wir alle lernen zu schwimmen – um zu überleben.

„I always did something I was a little not ready to do. I think that’s how you grow.“

Wenn ich zurückblicke, dann empfinde ich sowas wie Stolz, denn ich trage eine Überzeugung in meinem Herzen. Sie lautet: Ich kriege das irgendwie hin. Vielleicht nicht perfekt und vielleicht mache ich Fehler, aber schließlich habe ich auch erst hilflos im Wasser gepaddelt, bis ich lernte mich fließend darin zu bewegen. Vielleicht nicht immer galant, vielleicht musste ich mich ab und zu am Geländer festhalten, aber am Ende habe ich meine Angst bezwungen.

„When life puts you in tough situations, don’t say ‘why me’, say ‘try me’.“

Würde ich wirklich gerne noch mal 18 sein wollen? Auf keinen Fall! Zurück in diese Unsicherheit, überfordert von den Ansprüchen, die die Welt an mich stellt. Angst vor der Zukunft und vor dem Ungewissen? Angst vor dem dunklen, tiefen Gewässern des Erwachsenseins? Nein, Danke. Stattdessen werde ich von Jahr zu Jahr zuversichtlicher und selbstbewusster. Ich bin stolz auf jede Herausforderung, die ich gemeistert habe und stolz auf jede Erfahrung, die mich stärker werden ließ. Ich bin stolz auf jede neue Fähigkeit, die ich erlerne und stolz auf jedes Problem, das ich gelöst habe. Heute, 10 Jahre später trage ich eine Zuversicht in mir, dass ich alles schaffen kann, selbst dann, wenn ich Angst habe zu scheitern. Was ich nämlich ebenfalls gelernt habe: Scheitern ist nichts Schlimmes. Es gehört zum Prozess dazu, denn wichtig ist, dass man nicht aufgibt und sich Schritt für Schritt seinem Ziel nähert, selbst wenn man dafür manchmal Umwege in Kauf nehmen muss. Wichtig ist, das man nicht auf der Stelle stehen bleibt aus lauter Angst den nächsten Schritt zu wagen. Manchmal müssen wir eben ins kalte Wasser springen, um zu verstehen, dass Schwimmen gar nicht so schwer ist, selbst dann, wenn die Bewegungen noch nicht ganz fließend sind. Hauptsache man braucht keine Schwimmflügel mehr.

„She needed a hero, so that’s what she became“.