“Es ist in Ordnung zurückzublicken, solange man nicht starrt.”
Es. heisst: besser spät als nie. Doch das stimmt nicht immer. Bei deiner Entschuldigung fühle ich… nichts. Höchstens etwas Unbehagen, denn sie ist mir fast schon unangenehm. Wäre sie bloss vor einigen Jahren gekommen, so hätte ich mich darauf gestürzt wie eine Verdurstende in der Wüste auf eine Wasserquelle, aber heute interessiert es mich kaum noch. Für manche Dinge ist es eben doch zu spät.. Eigentlich sollte es nur ein kleiner Blick in die Vergangenheit sein. Ein kleines Hallo und keine Grundsatzdiskussion. Was vergangen ist, ist vergangen und diese Einsicht hat mich seiner Zeit viel gekostet, doch sie hat mir auch geholfen mit Schmerz aus der Vergangenheit abzuschließen und Dinge auf sich beruhen zu lassen. Selbst dann, wenn meine Fragen unbeantwortet blieben. „Es ist gut so wie es ist“ und „es ist in Ordnung zurückzublicken, solange man nicht starrt.“ dachte ich mir oft. Und so ist es auch.
Wisst ihr, welcher Artikel bis heute der meistgelesenste ist? Der, in dem ich beschrieben habe, wie ich mit Liebeskummer umging (oder besser: was NICHT hilft) und einen Abschluss zu diesem Thema fand. Es sollte mein letzter Liebeskummer Beitrag sein, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen Liebeskummer endlich überwunden. Zwei Jahre oder auch: eine Ewigkeit später. Aber wer weiss, ob ich jemals einen Abschluss gefunden hätte, wenn ich nicht beschlossen hätte, irgendwann endlich einen Punkt hinter die Sache zu setzen und der Zeitpunkt war so gut wie jeder Andere. Denn wie soll man ein neues Kapitel anfangen, wenn man die Kapitel davor nicht abschließt? Aber selbst nach zwei Jahren war der Schmerz noch frisch und die Wunden noch nicht ganz verheilt. Und heute, knapp 4 Jahre später gibt es doch noch so viel zu sagen. Ich bin vorausgegangen und habe den Schmerz und all den Frust dort gelassen. Ich habe nur einen winzig kleinen Teil davon mit in mein neues Leben genommen, damit ich mich immer an dich erinnern kann und ja, auch wieder glücklich werden kann. Denn es war eben nicht alles gut und alles schön und im Rückblick vergessen wir das zu oft. Dieser kleine Schmerz bewahrt mich vor der Sehnsucht und einem noch größeren Schmerz.
Ich glaube ein echter Liebeskummer geht vergeht niemals so ganz und jeder hat diesen einen Kryptoniten, diesen einen Menschen, der einen niemals so ganz kalt lässt. Es ist jedes Mal wie ein kleiner Stich ins Herz, jedes Mal, wenn ich an diesen Menschen denke. Doch das war es dann auch. Es ist der letzte kleine Schmerz, der mir davon übriggeblieben ist. Denn auch sonst ist nicht mehr viel übrig von der alten Masha. Wenn ich heute gerüchteweise etwas mitbekomme, sei es von alten Bekannten oder durch Zufälle, über Menschen, die mir mal wichtig waren, oder auf andere Weise mit meiner Vergangenheit konfrontiert werde, stellt sich eine Nostalgie ein, gepaart mit einer Art Gleichgültigkeit. Es tangiert mich nicht mehr – im wahrsten Sinne des Wortes. Es berührt mich nicht, weil ich nicht mehr Teil davon bin. Schon lange nicht mehr. Ich lebe nicht mehr in dieser Welt, nicht mehr in diesem Mikrokosmos. Es sind nicht nur viele Kilometer die zwischen uns liegen sondern auch Welten. Wir haben keine Schnittfläche mehr. Die einzige Schnittfläche sind meine Erinnerungen, die ich mit dir teile. Und auch sie verblassen langsam im Licht der neuen Erinnerungen.
Und genau das ist das simple Geheimrezept gegen (Liebes)kummer: Leben. Erleben.
Liebeskummer lässt sich einzig und allein überwinden, wenn man das Leben mit neuen Erinnerungen füllt, die stark und schön genug sind um die alten zu überdecken. Denn erst die Erfahrungen und Erinnerungen formen einen Menschen und eben die sind es auch, die uns voneinander trennen. Ich glaube genau das meinen die meisten, wenn sie von Zeit sprechen und auch davon, dass Zeit alle Wunden heilt. Denn Zeit vergeht relativ. Für die einen vergeht sie schneller, für die anderen langsamer. Es hängt davon ab, was man mit seiner Zeit macht. Die Logik ist einfach: je mehr räumliche, gefühlte und erlebte Zeit zwischen uns liegt, desto weiter weg ist der Schmerz, der mit dir einhergeht. Meine Erinnerungen an dich waren stark, stärker als ich dachte sie jemals überdecken zu können. Doch ich bin in eine neue Stadt gezogen, habe neue Leute kennengelernt, neue Erfahrungen gesammelt, die Welt bereist und Zeit verbracht – ohne dich und viel davon.
Deswegen lautet mein Tipp: ziehe weg, am besten weit weg. Lerne neue Leute kennen. Fange einen neuen Job an und habe nur noch wenig Schnittflächen mit deinem alten Leben. Dann: reise um die Welt. Sei weniger ängstlich und denk gar nicht so viel über die Risiken nach, insbesondere dann nicht, wenn du nur Verantwortung für dich selbst trägst. Erfahrungen ergeben sich aus Gelegenheiten, also schaff welche! Du hast schon etwas verloren, das dir wichtig war. Was hast du noch zu verlieren? Wenn ich zurückblicke, dann schenke ich meinem früheren Leben ein kleines Lächeln. Und es versetzt mir kleinen Stich. Der letzte kleine Schmerz, den ich mir im Herzen bewahre. Doch ich bin nicht mehr das Mädchen von damals. Nicht mal ansatzweise. Neue Erfahrungen haben mich zu dem Menschen gemacht der ich heute bin, stärker und selbstbewusster als je zuvor, doch vor allem im Reinen mit sich selbst. Wenn ich an mein Leben im Hier und Jetzt denke, muss ich lächeln, ganz ohne schmerzhaften Stich und ein Gefühl des Stolzes macht sich breit.
Hallo Masha!
Es freut mich wirklich unheimlich dass du deine Liebe nach der schmerzvollen Trennung gefunden hast.
Zur Zeit durchlebe ich gerade selbst diese Qualen, gehe tapfer meinen Weg alleine und versuche mein Leben mit schönen Gedanken und neuen Erlebnissen zu bereichern. Aber das gelingt eben nicht immer, da die Erinnerungen oft sehr dominant sind – so bin ich auf deinen Blog gekommen. DANKE dass du deine Erfahrung geteilt hast!
Hi Sonja,
das tut mir wirklich sehr leid :(
Ich kann mich ehrlich gesagt noch sehr gut an die Schmerzen von damals erinnern und seitdem begleiten sie mich. Der Schmerz wird vergehen, gleichzeitig wird er auch für immer bleiben und dich möglicherweise prägen. Ich bin froh, dass ich aus meinem Schmerz viel gelernt habe und meine Beziehung heute viel mehr wertschätze, als ich es früher vielleicht getan hätte und ich glaube ich bin daraus resultierend eine bessere Freundin geworden :)
Hallo Masha!
Es freut mich wirklich unheimlich dass du deine Liebe nach der schmerzvollen Trennung gefunden hast.
Zur Zeit durchlebe ich gerade selbst diese Qualen, gehe tapfer meinen Weg alleine und versuche mein Leben mit schönen Gedanken und neuen Erlebnissen zu bereichern. Aber das gelingt eben nicht immer, da die Erinnerungen oft sehr dominant sind – so bin ich auf deinen Blog gekommen. DANKE dass du deine Erfahrung geteilt hast!
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Wie stellst du dir das vor? Abgesehen davon , dass ein Umzug Geld Kostet, so kann man nicht einfach sein altes Leben aufgeben, weil der Mann einen verlassen hat, Das, was du schilderst, ist eine Flucht, aber vor Gefühlen kann man nicht flüchten
Wenn der nächsten Mann einen verlässt, flüchtest du dann wieder? und wieder und wieder?
Das hört sich nach einem guten Skript von einem Rosamunde Pilcher Roman an, aber so funktioniert es nur in den seltensten Fällen
Erinnerungen lassen sich auch nicht durch einen Umzug auslöschen. Sie kommen und gehen, wie sie wollen.
ich weiss dass es hart ist, aber stehen zu bleiben macht es auch nicht besser
Liebe Masha,
vielen lieben Dank für Deine Beiträge und die Gedanken, die Du mit uns teilst. Auch mir haben Deine Worte viel Kraft gegeben und den Willen nicht aufzugeben. Leider bin ich noch nicht da, wo Du heute stehst, aber ich schaffe es wieder zu lächeln. Und das ist etwas, das mich als Mensch immer ausgemacht hat.
Fühl dich gedrückt
-Andreas
Danke für diesen tollen Beitrag!
Du glaubst gar nicht wie viel Kraft diese Worte geben können und wie schön es ist zu wissen, dass man damit nicht alleine auf der Welt ist.
sometimes you win, sometimes you learn!
Ja, aber ziemlich plötzlich wurde ich doch wieder ziemlich glücklich, also alles gut :))